Rolf Dieter Brinkmann, der rüde-ungestüme Missionar der Beat-Literatur, mit deutlicher Schlagseite zum schmutzigen Idiom, ist Held der Poetikvorlesung von Egon A. Prantl.

Foto: C. Donner
Einem Londoner Auto fiel der Autor zum Opfer, "irdischer Rock 'n' Roll" waren ihm gute Gedichte. Inspiriert war er von der US-Beat-Literatur, die er für das Deutsche entdeckte. Die Herausgabe der Anthologie ACID, optimismusdurchwirktes Porträt der amerikanischen Beatniks- und Hippie-Szene, blieb Brinkmanns bekannteste Tat. Dabei zählten sich Größen wie Heiner Müller zu Fans jenes innovativen Schriftstellers, der mit der herkömmlichen Vorstellung von Text radikal brach. Der autobiografische Roman Keiner weiß mehr, in dem Brinkmann sich auf Reich-Ranicki einschoss ("Wenn dieses Buch ein Maschinengewehr wäre, ..."), ist ein geballtes Stimmungsgemälde einer beatvernarrten Generation und erschien 1968. Eine Woche nach seinem Tod kam der Gedichtband Westwärts 1 & 2 heraus, ebenfalls posthum das Arbeitsbuch Rom, Blicke - eine Dokumentation seines Stipendienaufenthalts in der Villa Massimo, Zuspitzung von Brinkmanns Praxis der Collage. Die Affinität zum montierenden Verfahren mag mit der Grund sein, weshalb sich Egon A. Prantl, ebenfalls eher Grunge- denn Pop-Literat, Kollegen Brinkmann per Poetikvorlesung anschaut. Prantl, dessen "pornografischer Roman" Madagaskar im Herbst erscheint, plant, Brinkmanns Schreiben im Licht neuer Technologien vorzustellen. (pen, DER STANDARD/Printausgabe, 22.06.2007)