Inzwischen brummt FACC wieder, und das nicht nur in drei, sondern in vier Werken. Gestern, Freitag, wurde offiziell eine weitere Fertigungsstätte in Reichersberg nahe dem Stammsitz Ried, Oberösterreich, eröffnet. Dort werden Triebwerksverkleidungen für den Boeing Dreamliner 787 gefertigt. Das erste fertige Exemplar der 787 wird Anfang Juli in Seattle, USA, aus der Halle rollen und soll kurz danach zum Jungfernflug abheben – mit Bauteilen von FACC und anderen österreichischen Zulieferern.
40 Millionen investiert
Rund 40 Millionen Euro hat FACC in das neue Werk investiert und damit seine Fertigungskapazität langfristig um die Hälfte erhöht. 70 Mio. Euro soll die Jahreskapazität des neuen Werks betragen. Derzeit arbeiten rund 110 Mitarbeiter in Reichersberg; offiziell ist nicht Boeing, sondern sind andere Zulieferer – vor allem Goodrich – Kunden.
Die Airbus-Ausfälle konnte FACC mit einer Spezialität wettmachen, bei der die Oberösterreicher Weltmarktführer sind: Der Produktion von "Winglets", Flügelspitzen für die Boeing 737, durch die der Treibstoffverbrauch erheblich gesenkt wird. "Die signifikant steigende Nachfrage nach Winglets hat unser Auftragsloch im dritten Werk gedeckt, wir mussten keine Mitarbeiter abbauen", erklärte FACC-Chef Walter Stephan gegenüber dem STANDARD. Inzwischen würde sich das A380-Programm wieder festigen, "wir prüfen, wann die Produktion wieder aufgenommen wird".
Mit Know-how nach Asien
Für die weitere Expansion sucht Stephan derzeit vor allem Partnerschaften und Investitionsmöglichkeiten in Asien. Da die Airline-Industrie in Dollar fakturiert "wird 'natural hedging' immer wichtiger" – der Ausgleich der Risken des hohen Eurokurses durch Standbeine im Dollarraum, zu dem Asien durch seine Anbindung an die US-Währung zählt. Und nicht nur Österreich, auch Asien, größter Flugzeugmarkt der nächsten Jahre, drängt auf Gegengeschäfte.
Dabei würde FACC auch Möglichkeiten prüfen, wie sie bei Hotelketten gängig sind: Während ein örtlicher Investor Kapital aufbringt, würde FACC als Betreiber Know-how und Technologie einbringen. Das wäre eine Alternative zur Aufbringung großer Kapitalmengen. FACC-Miteigner Hannes Androsch hatte vor Kurzem den Kapitalbedarf für die weitere Expansion von FACC mit 200 Mio. Euro in den nächsten Jahren beziffert. Hintergrund ist der große Konsolidierungsdruck der Zulieferindustrie: Um Toplieferant mit eigener Entwicklung zu bleiben, sind Mindestgrößen notwendig.