Vorwurf der falschen Darstellung
Sowohl der Präsident der Österreichischen Krebshilfe, der Wiener Gynäkologe Paul Sevelda (Krankenhaus Hietzing), als auch einer der klinischen Co-Entwickler der Vakzine, Elmar Joura (Universitätsklinik für Frauenheilkunde/AKH) wiesen in Stellungnahmen gegenüber der APA darauf hin, dass die Ressortchefin offenbar die Zusammensetzung der Vakzine in einer Aussendung objektiv falsch dargestellt und neueste Erkenntnisse über Wirkungsdauer der Impfung negiere.
Unbekannte Wirkung laut Aussendung
"Als Gesundheitsministerin muss ich gerade bei der Prävention Entscheidungen treffen, deren Effekte erst Jahre später messbar sind. Wirksamkeit und Sicherheit neuer Produkte haben deshalb für mich oberste Priorität doch bis dato gibt es über den HPV-Impfstoff keine evidenzbasierten Daten und Langzeitstudien. Wir wissen weder wie lange die Impfung wirklich immunisiert, noch, welche Wirkung die Verabreichung von Retro-Viren, also gentechnisch hergestellten, inaktiven Zellen, hat", hieß es in der Aussendung unter anderem.
Aufnahme in Kinderimpfprogramm gefordert
Der Impfausschuss des Obersten Sanitätsrates, die Österreichische Krebs-Hilfe und viele andere Experten fordern die Aufnahme der HPV-Impfung in das von der öffentlichen Hand bezahlte Kinder-Impfprogramm. Bei einer breiten Anwendung könnte die Immunisierung in Österreich demnach 70 Prozent der jährlich rund 180 Todesfälle durch Gebärmutterhalskrebs und 70 Prozent der jährlich etwa 5.000 notwendigen chirurgischen Eingriffe wegen Vorstufen verhüten helfen. Die Impfung mit einem regulären Preis von mehr als 600 Euro dürfte aber für viele Familien mit Kindern privat nicht finanzierbar sein.
Fachkritik
Heftige Expertenkritik gibt es jedenfalls an den fachlichen Aussagen der Ministerin. Elmar Joura, der an der Wiener Universitäts-Frauenklinik an den größten internationalen Studien mit der Vakzine zum Teil als Leitautor mitgearbeitet hat: "Papilloma-Viren sind keine Retroviren, sondern DNA-Viren. Der Impfstoff besteht aus leeren Virushüllen. Man hat (für die Vakzine, Anm.), die dem Immunsystem bloß das Vorhandensein eines echten Virus vortäuscht."
Retroviren nicht eingesetzt