In seiner Autobiografie hatte Grass seine kurzzeitige Zugehörigkeit zur Waffen-SS als Jugendlicher Ende des Krieges erstmals publik gemacht, was für großes Aufsehen sorgte. Kritisiert wurde vor allem das "lange Schweigen" des Nobelpreisträgers über diesen Punkt in seiner Vergangenheit. Der Besuch in den USA wird von einigen der renommiertesten Kulturinstitutionen New Yorks organisiert. Sie meldeten bereits im Vorfeld ein ungewöhnliches Besucherinteresse.
Gespräch mit Norman Mailer
In den nächsten Tagen erscheint die englische Ausgabe der Autobiografie. Sie trägt den wörtlich übersetzten Titel "Peeling the Onion". "Dass die Menschen hier an diesem Thema großes Interesse haben, ist klar", sagte die Präsidentin des New Yorker Goethe- Instituts, Gabriele Becker. "Nazi-Deutschland ist immer noch ein Bestandteil des Deutschlandbildes in den USA, auch wenn es in den letzten Jahren sehr viel besser geworden ist." Zudem sei Grass seit dem Erscheinen seines Erfolgsromans "Die Blechtrommel" in Amerika sehr bekannt. "Er galt als die kritische Stimme Deutschlands, als jemand, der die Vergangenheit kritisch reflektiert. Das wurde in den USA immer sehr goutiert."
Nach einer Ausstellungseröffnung am Sonntag in Chelsea tritt Grass am Montagabend in einem jüdischen Kulturzentrum auf. Nach einer weiteren Lesung in der Traditionsbuchhandlung Barnes & Noble am Dienstag wird mit besonderer Spannung ein Gespräch zwischen Günter Grass und Norman Mailer am Mittwochabend erwartet. Die beiden bedeutenden Vertreter moderner Literatur von dies- und jenseits des Atlantik haben in ihren jüngsten Werken den Nationalsozialismus thematisiert. Mailers neuestes Buch "Das Schloss im Wald" versucht eine ungewöhnliche Interpretation der Person Adolf Hitlers.