Mit der Mode ist das ja ein bisserl wie mit fernöstlichen Kampfkünsten: Die erste Frage lautet stets "Wer ist dein Lehrer?" Oder aber man sieht die Handschrift des Meisters ohnehin in jeder Bewegung und Äußerung des Schülers. Und auch Donnerstagabend, als die Modeklasse der Angewandten vor gut 1500 Zuschauern in der Wiener Stadthalle zu ihrer jährlichen Schau bat, war diese Handschrift nicht zu übersehen. Im zweiten Jahr ihrer Professur ist Veronique Branquinhos Stempel auf und in den meisten Arbeiten der Studenten deutlich auszumachen: Die Entwürfe waren durch die Bank weit weniger experimentell als in der Zeit ihres Vorgängers, Raf Simons - und wirkten dadurch auch deutlich tragbarer: "Fad" wäre aber das falsche Wort.

RONDO überreicht

Denn wer nur ein bisserl genauer hinsah, entdeckte vor allem in den Details eine Verspieltheit, die Staunen machte - und das nicht nur in den gefeierten Modellen von Malin Troll. Troll bekam im Rahmen des Galaabends auch den RONDO-Swarovski-Modepreis verliehen: Standard-Moderedakteur Stefan Hilpold überreichte ihr Donnerstagabend das erste RONDO - in dem am Freitag dem Standard beigelegten Heft ist Troll und ihrer Arbeit eine große Fotogeschichte gewidmet.

Dass Trolls Arbeit beispielhaft für die Designer der Hochschule steht, betonte die Leiterin des Swarovski Design Departements, Karin Strametz, dann in ihrer Laudatio ebenso, wie den Umstand, dass man nicht nur in Wien - die Angewandte hatte ihre Schau erstmals in den Rahmen des "7 festival for fashion & photography" gestellt - an junges, heimisches Design glaube. Detail am Rande: Strametz ist selbst Absolventin der Angewandten. (Thomas Rottenberg, DER STANDARD Printausgabe, 23.6.2007)