Der angeschlagene italienische Regierungschef Romano Prodi erhält auch im eigenen Lager keine Schonfrist. Während der Premier auf dem EU-Gipfel in Brüssel weilte, stellten ihm vier kommunistische und grüne Minister seiner Regierung ein Ultimatum.

In einem Brief, der auch von sieben linken Staatssekretären unterzeichnet wurde, forderten sie den Premier auf, mit den Gewerkschaften ein Abkommen über die Pensionsreform zu unterzeichnen. Das Schreiben kommt einem Misstrauensantrag gegen Finanzminister Tommaso Padoa-Schioppa gleich, der sich bisher strikt weigerte, auf die Forderungen der Gewerkschaften einzugehen. Kommunisten, Grüne und Gewerkschaften sperren sich hartnäckig gegen eine stufenweise Anhebung des Pensionsalters. Gleichzeitig forderten die vier Minister eine "Umverteilung" der Geldmittel zugunsten der sozial Schwachen. Der Chef der Rifondazione Comunista, Franco Giordano, drohte mit dem Auszug seiner Partei aus der Regierungskoalition, wenn Prodi diesen Forderungen nicht Rechnung trage.

Am Donnerstag beschäftigt sich die Regierung mit der Erstellung der Haushaltsrichtlinien für das kommende Jahr. "Dabei wollen wir ein gewichtiges Wort mitsprechen", erklärte Giordano. "Wir bestehen auf der Berücksichtigung unserer Forderungen". Prodi sicherte Gesprächbereitschaft zu, Padoa-Schioppa wollte das Ultimatum der vier Minister nicht kommentieren. Arbeitsminister Cesare Damiano warnte davor, einen Kompromiss durch "unüberlegte Initiativen" zu gefährden. (Gerhard Mumelter aus Rom/DER STANDARD, Printausgabe, 25.6.2007)