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Foto: AP/Toman
Linz - Die mit 1. Juli anstehende Erhöhung der Mineralölsteuer (MöSt) hat mehr Auswirkungen auf die Volkswirtschaft als auf die Umwelt. Zu diesem Schluss kamen Wissenschaftler des Energieinstituts an der Linzer Johannes Kepler Universität. Die Teuerung könne jedoch durchaus positive wirtschaftliche Effekte bringen, wenn das Geld wieder reinvestiert werde, so die Forscher in einer Pressekonferenz am Montag.

Bei Benzin ist eine Anhebung der MöSt um drei Cent je Liter und bei Diesel um fünf Cent vorgesehen. Die Wissenschaftler berechneten die Auswirkungen auf Volkswirtschaft und Umwelt in Oberösterreich. Ihr "für Österreich durchaus repräsentatives" Ergebnis: Im ersten Jahr würde das Bruttoregionalprodukt um 83 Mio. Euro sinken, das Investitionsvolumen um 12,9 Mio., 376 Jobs gingen verloren. Eher bescheiden wären hingegen die Auswirkungen auf die Umwelt: Die CO2-Emissionen würden um 1,2 Prozent, der Staubausstoß um 1,7 Prozent zurückgehen.

Drei Szenarien

In drei Szenarien haben die Linzer Forscher analysiert, wie sich die Situation im Laufe der nächsten vier Jahre weiterentwickeln könnte. Die erste - laut Volkswirtschafts-Professor Friedrich Schneider "wohl realistischste" - Variante geht davon aus, dass "das Geld verschwindet", sprich nicht reinvestiert wird. Bruttoregionalprodukt und Investitionsvolumen wären dann weiter im Sinken, die Beschäftigtenzahlen würden sich wieder erholen und ein leichtes Plus von 50 zusätzlichen Jobs erreichen. Der Einsparungseffekt bei den Staub- und CO2-Emissionen würde sich bei 1,3 bzw. 1,1 Prozent einpendeln.

Wesentlich besser schnitt jenes Szenario ab, das von der Reinvestition der MöSt-Einnahmen in Verkehrsinfrastruktur-Investitionen ausgeht. Bis zum Jahr vier nach der Teuerung würde sich das Minus beim Bruttoregionalprodukt in ein Plus von 109 Mio. Euro verwandeln. Auch bei den Investitionen würde sich eine Steigerung von 75 Mio. gegenüber vor der MöSt-Erhöhung einstellen, es gäbe rund 1.200 Jobs mehr als zuvor. Der Einsparungseffekt bei den Emissionen wäre - bedingt durch den wirtschaftlichen Aufschwung - leicht rückläufig und läge nur mehr bei 0,8 Prozent.

Ökosoziale Variante

Aus verteilungspolitischen Gründen würde er jedoch die "ökosoziale" dritte Variante favorisieren, so Schneider, bei der Mehreinnahmen zu gleichen Teilen in Infrastruktur, Forschung sowie in die Reduzierung der Lohnsteuer fließen würden. Die positiven Effekte wären hier zwar leicht gedämpft, die Belastungen für schwache Einkommen jedoch abgemildert.

Um einen deutlichen Umwelteffekt zu erzielen, wären wesentlich drastischere Maßnahmen nötig, so Schneider. Eine Teuerung von 40 bis 50 Cent je Liter Treibstoff könne wohl 20 bis 25 Prozent weniger Emissionen bringen. Die nötigen "riesigen Investitionen" etwa in die Infrastruktur wären aus den Mehreinnahmen finanzierbar. Allerdings seien die wirtschaftlichen Effekte schwer abzuschätzen, einer positiven Entwicklung bei den Investitionen stünde negative Auswirkungen auf die Mineralölindustrie gegenüber.

Die Untersuchung war der erste Einsatz für ein neues in Linz entwickeltes Simulationsmodell mit Namen "MOVE". Dieses sei in seiner Detailgenauigkeit einzigartig in Österreich, so die Wissenschaftler. Es beinhaltet 307 Gleichungen mit 485 Variablen und berücksichtigt neben ökonomischen Parametern auch ein Energiemodul mit 24 Energieträgern und ein Ökologiemodul, das die Emissionen beschreibt. (APA)