Nach mehrjährigem Stillstand ist wieder Bewegung in die gar nicht so einfache Beziehung von OMV und Mol gekommen. Seit sieben Jahren ist Österreichs Öl- und Gaskonzern mit zehn Prozent am etwas kleineren, dafür aber sehr profitablen ungarischen Pendant beteiligt. Als Finanzinvestment war das Engagement der OMV in Ungarn gar nicht übel. Aber in Zeiten, wo sich in allen möglichen Branchen Firmen zusammentun, um gemeinsam stärker zu sein, ist das Begehren der OMV nur zu verständlich, die Finanzbeteiligung in eine strategische zu switchen. Nun sind die Österreicher, weil sich eine Gelegenheit geboten hat, bei der Mol sozusagen kurz mal vorgefahren, um aufzutanken. Genau das ist das Problem.

Die Ungarn empfinden dieses Vorgehen als gar nicht schön, um nicht zu sagen: als unfreundlichen Akt. Man hätte sich von jemandem, der sich als Partner gibt und immerhin zehn Prozent der Anteile hält, im Vorfeld zumindest Infos über die beabsichtigte Aufstockung erwartet, sagen die Ungarn hinter vorgehaltener Hand. Ganz so Unrecht haben sie damit nicht. So willkommen manche Unternehmen, insbesondere auch österreichische, in Zentral- und Osteuropa bisher waren, so unüberhörbar sind nun gewisse Zwischentöne. Der Vorwurf der Arroganz trifft vermehrt auch Konzernlenker aus Österreich.

Die Aufstockung der Anteile auf 18,6 Prozent kann der OMV niemand mehr verwehren. Durch ein ähnliches Verhalten bei künftigen Deals würde der Konzern aber unnötigerweise Gegenwind erzeugen, der alles andere als gewinnbringend eingesetzt werden kann. Die mittel- bis längerfristig angestrebte Allianz mit den Ungarn mag durchaus sinnvoll für die OMV sein, vielleicht sogar für beide Unternehmen. Einmal vorfahren und schnell auftanken ist dann aber unter Garantie zu wenig. (Günther Strobl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26.06.2007)