Schieder-Schwalenberg - Nach dem Scheitern der Gespräche zur Rettung des insolventen Möbelriesen Schieder haben die Tochterfirmen dutzende Insolvenzanträge gestellt. Bisher seien gut 65 Anträge eingegangen, sagte der Detmolder Insolvenzrichter Klaus-Peter Busch am Dienstag. "Das ist die erste Flut." Möglicherweise folgten weitere Anträge. Betroffen seien alle deutschen Produktionsbetriebe und Vertriebe, sagte der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Detmold, Reinhard Seiler. "Bezogen auf die deutschen Gesellschaften sieht die Zukunft nicht gut aus." Es drohe die Zerschlagung des größten europäischen Möbelherstellers mit 11.000 Mitarbeitern.
Laut Seiler liegt das Verfahren für die deutschen Gesellschaften in der Hand eines Hamburger Insolvenzbüros, für das vier vorläufige Insolvenzverwalter sich die Aufgaben teilten. Geplant seien Gespräche mit den Insolvenzverwaltern über die Fortführung der Produktion und das Insolvenzgeld. "Wir haben Interesse daran, dass die Produktion fortgeführt wird, das Material ist da", sagte er. Schwierigkeiten gebe es jedoch im Werk in Steinheim, wo die Produktion nur teilweise laufe. Um die Löhne für Mai zahlen zu können, seien auch Gespräche mit Banken vorgesehen: "Es kann ziemlich lange dauern, bis das Geld vom Arbeitsamt kommt."
In Deutschland beschäftigt der größte Möbelhersteller Europas rund 1.300 Menschen. Mitte Juni hatte die Holding Insolvenz angemeldet. Vorausgegangen waren millionenschweren Bilanzfälschungen des Ex-Managements. Vier frühere Manager, darunter Schieder-Gründer Rolf Demuth, sollen die Bilanzen geschönt und Kredite über 283 Mio. Euro erschlichen haben. Sie sitzen in Untersuchungshaft. (APA/dpa)