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München - Die InitiatorInnen lassen nicht locker: Bayern soll die 1943 von den Nazis hingerichtete Widerstandskämpferin Sophie Scholl in der Walhalla ehren, verlangt die SPD-Landtagsabgeordnete Hildegard Kronawitter. Eine solche Ehrung könne auch ein wichtiges Signal gegen Rechtsextremismus sein. Viele Prominente unterstützen die Initiative der SPD-Politikerin, darunter Schauspielerin Senta Berger, ihr Mann, der Regisseur Michael Verhoeven, FDP-Politikerin Hildegard Hamm-Brücher, Ex-SPD-Vorsitzender Hans-Jochen Vogel sowie Kabarettist und Buchautor Dieter Hildebrandt. Bayern-König Ludwig I. hatte die Walhalla vor mehr als 150 Jahren bei Donaustauf nahe Regensburg errichten lassen und bestimmt, dass dort Büsten bedeutender Persönlichkeiten "teutscher Zunge" aufgestellt werden. Unter den 125 derart Geehrten sind bisher nur vier Frauen, in diesem Herbst soll eine Büste des Komponisten Johannes Brahms dazukommen. Wichtiges Signal Gerade angesichts der sich häufenden rechtsextremen Gewalttaten in Deutschland könne eine Ehrung von Sophie Scholl von der Widerstandsgruppe "Weiße Rose" ein wichtiges Signal sein, argumentiert Kronawitter. "Vorbilder, die vor allem jungen Menschen ethische Orientierung geben, werden jetzt mehr denn je gebraucht - es ist an uns, solch leuchtende Vorbilder wie Sophie Scholl sichtbar zu machen." Der Widerstand gegen die Nazis von damals wie von heute müsse als "Teil unseres nationalen Selbstverständnisses" hervorgehoben werden. Die SPD pocht seit langem darauf, dass in der Walhalla mehr Frauen zum Zuge kommen. Gegenüber einem früheren Vorstoß von Kronawitter zu Gunsten von Sophie Scholl zeigte sich Bayerns Wissenschaftsminister Hans Zehetmair (CSU) Anfang dieses Jahres zwar grundsätzlich aufgeschlossen. Andererseits gab er zu bedenken, dass derzeit über 70 Vorschläge für die Aufnahme bedeutender Persönlichkeiten in die Walhalla vorlägen. Darunter befänden sich auch die Namen herausragender Frauen wie etwa Elly Ney, Sophie von la Roche, Therese Studer und Edith Stein. Frühestens im Jahr 2005 weitere Büsten Mit dem Beginn eines neuen Verfahrens zur Aufstellung weiterer Büsten ist nach Zehetmairs damaligen Angaben frühestens im Jahr 2005 zu rechnen. Entsprechende Vorbereitungen treffe das Wissenschaftsministerium nur im Abstand von fünf bis sieben Jahren, hieß es zur Begründung. Die endgültige Entscheidung liegt bei der Staatsregierung. Dieses zäh fließende Verfahren sei nicht akzeptabel, erklärt Kronawitter. Sie will der Staatsregierung Dampf machen und dazu einen festen UnterstützerInnenkreis für eine Scholl-Büste gründen. Der Vorstoß der SPD-Politikerin wird mit getragen von der "Weiße Rose Stiftung" und dem Verein "Gegen Vergessen - Für Demokratie". Auch die Grünen befürworten eine Ehrung von Sophie Scholl in der Walhalla. Symbolfigur des Widerstandes "Sophie Scholl sei eine Symbolfigur des Widerstandes gegen das NS-Gewaltregime", betont Kronawitter. Die 22-jährige Sophie Scholl, ihr drei Jahre älterer Bruder Hans Scholl sowie Christoph Probst wurden am 22. Februar 1943 im Gefängnis München-Stadelheim mit dem Fallbeil umgebracht. Sie hatten als führende Mitglieder der studentischen Widerstandsgruppe "Weiße Rose" in München mit Flugblättern zum Widerstand gegen das Nazi-Regime aufgerufen. Laut Urteil wurde ihnen "landesverräterische Feindbegünstigung, Vorbereitung zum Hochverrat, Wehrkraftzersetzung" vorgeworfen. Der Präsident des berüchtigten Volksgerichtshofs, Roland Freisler, war von Berlin nach München geeilt, um mit den drei Verhafteten kurzen Prozess zu machen. Der Historiker Golo Mann schrieb 1958: "Hätte es im deutschen Widerstand nur sie gegeben, die Geschwister Scholl und ihre Freunde, so hätten sie alleine genügt, um etwas von der Ehre des Menschen zu retten, welcher die deutsche Sprache spricht." (dpa)