Friedrichshafen/Bonn - Die deutsche Finanzaufsicht BaFin prüft nach Hinweisen auf angebliche Ungereimtheiten den Börsenprospekt des Dieselmotorenherstellers Tognum. Das bestätigten Finanzkreise am Mittwoch. Grundsätzlich müssten in einem solchen Fall wesentliche Fehler in einem Nachtrag korrigiert werden, sagte eine BaFin-Sprecherin in Bonn. Die Tognum AG erklärte dazu, man prüfe derzeit, ob es im Anhang des Börsenprospekts Unstimmigkeiten gebe. Dies werde mit der BaFin abgestimmt, hieß es am Firmensitz in Friedrichshafen am Bodensee.

Nach Medienberichten sind Zweifel an den Gewinndaten in dem Prospekt aufgetaucht. Ein Analyst halte Teile des Prospekts für unplausibel. Tognum mit der Kernmarke MTU plant für den 2. Juli einen der größten Börsengänge in Deutschland seit Jahren. Tognum betonte, dass alle im offiziellen Börsenprospekt enthaltenen Aussagen zur Gewinn- und Verlustrechnung und zu den Gewinnen korrekt seien. Deswegen gebe es keinen Grund, am vorgesehenen Zeitplan für den Börsengang Änderungen vorzunehmen.

Spielraum für Zukäufe

Der von dem Dieselmotorenbauer geplante Schritt an die Kapitalmärkte ist der größte Börsengang seit sieben Jahren. Mit dem geplanten Emissionserlös von 2,2 Mrd. Euro will das Unternehmen seine Nettoverschuldung senken und Spielraum für Zukäufe schaffen. Tognum, derzeit im Besitz des schwedischen Finanzinvestors EQT, will mit dem frischen Geld seine Produktpalette ausbauen und das Kundenpotenzial vergrößern, hatte Vorstandschef Volker Heuer gesagt.

Mit dem angepeilten Emissionserlös ist der im Prime Standard geplante Börsengang des Unternehmens vom Bodensee nach dem Börsengang der Deutschen Post im November 2000 (5,84 Mrd. Euro) der größte in Deutschland. Die MTU Friedrichshafen und andere Tochtergesellschaften der heutigen Tognum AG waren bis April 2006 Teil des DaimlerChrysler-Konzerns.

2006 erzielte Tognum nach eigenen Angaben einen Umsatz von rund 2,5 Mrd. Euro (plus 20 Prozent). Das um Sonderfaktoren bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) betrug rund 310 Mio. Euro. Im ersten Quartal 2007 setzte das Unternehmen etwa 670 Mio. Euro um und wies ein bereinigtes EBIT von 100 Mio. Euro aus. Insgesamt sollen bei dem Gang an die Börse 75 Mio. Aktien platziert werden plus 11,3 Mio. für die Mehrzuteilung. 11,4 Mio. Aktien kommen aus einer Kapitalerhöhung, der Rest von EQT. Der Streubesitz soll dann bei 65 Prozent liegen. (APA/dpa)