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Betroffene leiden unter Unschärfe, dunkle Flecken oder Verzerrungen

Foto: APA/ Hans Klaus Techt
Wien - Jeder dritte über 75-jährige Österreicher leidet an einer Makula-Degeneration, der häufigsten Ursache für eine Erblindung jenseits der 50. Eine zunehmende Schädigung der Netzhaut lässt dabei die Sehkraft schwinden, bereits nach zwei Jahren kann es zum völligen Verlust des Augenlichts kommen.

Ärzte fordern Lösung

Ein seit Jänner in Österreich zugelassenes Medikament verspricht neben einer Wirkung auf das Fortschreiten der Krankheit auch eine Verbesserung der Sehfähigkeit. Die Behandlung mit dem Arzneimittel, werde allerdings nicht bezahlt, kritisierten Augenärzte bei einer Pressekonferenz und forderten eine Lösung.

Feuchte Form der AMD

Das Medikament (Ranibizumab, "Lucentis") wirkt gegen die feuchte Form der altersbedingten Makula-Degeneration (AMD). Dabei kommt es zur Bildung von löchrigen neuen Blutgefäßen in der Netzhaut. Betroffene sehen verzerrt oder verschwommen. Im schlimmsten Fall tritt im Sehfeld ein schwarzer Fleck auf. 25.000 Menschen in Österreich leiden an AMD, jährlich kommen weitere 3.000 Patienten dazu.

Injektions ins Auge

Bisherige Behandlungsmöglichkeiten der feuchten AMD beschränkten sich auf eine Laser beziehungsweise einer photodynamische Therapie, mit beschränktem Erfolg. Zwei zugelassene Medikamente - Pegaptanib ("Macugen") sowie "Lucentis" - würden mit einer regelmäßigen Injektion ins Auge gegen das Gefäßwachstum wirken, erklärte Susanne Binder, Vorstand der Augenabteilung der Wiener Rudolfsstiftung.

Verbesserte Sehschärfe

Bei "Lucentis" würde sich laut Studien ausgehend von einer monatlichen Dosierung auch die Sehschärfe bei bis zu 40 Prozent der Patienten verbessern. Nach drei Initialbehandlungen, müssen alle vier bis sechs Wochen Injektionen erfolgen.

In Österreich gebe es derzeit keine Finanzierung der Behandlung mit dem neuen Medikament, kritisierten Susanne Binder, Helga Azem, Vorsitzende der Bundesfachgruppe Augenheilkunde und Optometrie der Österreichischen Ärztekammer sowie Christian Seiwald vom "Lucentis"-Hersteller Novartis.

Medikament sei ein "Spitalsprodukt"

Die Krankenkasse, würde das Medikament wegen der Anwendung - einer Injektion ins Auge - als Spitalsprodukt bewerten und vom niedergelassenen Bereich ausschließen. Bei den Krankenhäusern werde die Behandlung wiederum als ambulante Therapie gewertet und eine Finanzierung im LKF-System ebenfalls abgelehnt.

1200 Euro pro Injektion

Die Behandlung mit dem Medikament, dessen Anschaffung pro Injektion etwa 1.200 Euro koste, werde von niemandem bezahlt, so die Ärztinnen, die eine Finanzierungslösung forderten. Andere Länder wie Deutschland, Frankreich, Schweiz und Dänemark würden die AMD-Therapie finanzieren. Azem wie auch Seiwald sprachen sich für eine gemeinsame Versorgungslösung zur flächendeckenden Behandlung in Österreich aus: Experten im niedergelassene Bereich sollen neben Spitälern die Injektionen verabreichen.

Kosteneffizienz durch Betreuungsersparnis

Die Behandlung mit "Lucentis" ist laut einer vom Institut für Pharmaökonomische Forschung (IPF) im April durchgeführten Studie kosteneffektiv, da der verbesserte Gesundheitszustand von Betroffenen weniger Pflegebetreuung oder Depressionen mit sich bringt, berichtete Seiwald. (APA)