Wien – Manche verstehen sich eben nicht nur darauf, Töne in die Welt zu setzen, sondern auch darauf, deren Zeugungsakt zu reflektieren. Wie schreibt der Bassist und Dramaturg des Festes Achim Tang zum Motto "Happy End"? "Wenn wir die Fiktion verlassen, stellt sich heraus, dass das Happy End in Wirklichkeit kein Ende ist, sondern nur ein willkürlicher Schlusspunkt, ein Zwischenergebnis, eine Zäsur in einer Geschichte, die nach dem "Happy" Ende noch weitergeht."

So weit, so anregend, passend zu einer in Ehren jung gebliebenen Institution wie dem Grabenfest der Beamtenversicherung, die zum 16. Mal Bewegung in die Auftragslage österreichischer Musikschaffender bringt. Matthias Kranebitter, der 27-jährige Soundelektroniker und Komponist, zählte zu den dergestalt Musikbeauftragten: "7enden" hat er sein neues Werk genannt, dabei die einzelnen Parts mit konkreten Titel ("Aufstieg", "Vermählung", etc.) versehen. Musikalisch bedeutete dies freilich weniger modellhafte Finalzustände denn auf Weiterführung drängende Forschungsansätze.

Christoph Cech (p), Herbert Mayr (b) und Michael Williams (Cello) musizierten sorgfältig ausgearbeitete Miniaturen, die wie ein Katalog klingender Aggregatzustände anmuteten: Filigrane Glissando-Strukturen, pseudojazzige Swing-Abstraktionen, kontrapunktische Verflechtungen, strenge Geräuschtexturen – ihre stärksten Momente erreichte die Musik, wenn der Komponist selbst vom Mischpult aus intervenierte und den Klängen über elektronische Live-Prozessierung Unkalkulierbarkeit zurückgab.

Martin Brandlmayr, Franz Hautzinger, Hannes Löschel, Max Nagl, Martin Siewert und Achim Tang formierten danach als eine Art Wiener All-Star-Ensemble des Zeitgenössischen. Überraschend, aber nicht ganz geschmackssicher, gab sich Hautzingers "9143 raindays", das entrückte Klavierakkord-Romantizismen in nicht eben pathosfreie Spaghetti-Western-Assoziationen weiterdachte. Schlicht grandios gelang hingegen Brandlmayrs "P. D. Sample Basher", das in seiner zwischen Aufbruch und Ausklang oszillierenden Dichotomie wie ein abstrakter Ambient-Nachhall zu Miles Davis' "Bitches Brew" anmutete. (Andreas Felber / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.6.2007)