STANDARD: Der Sudan hat einer Beteiligung der UNO an einer Friedensmission in Darfur zugestimmt. Noch hat sich in der Krisenregion aber nichts verändert: Die kleine Friedenstruppe der Afrikanischen Union ist heillos überlastet.
Migiro: Das sich nichts geändert hat, stimmt nicht. Zunächst hat die sudanesische Regierung gesagt, dass sie nur eine Friedensmission der Afrikanischen Union haben will. Nun gibt es eine Einigung auf eine gemischte Truppe, und basierend darauf werden die Vorbereitungen getroffen, um die UN-Mission aufzustellen. So wurden ein Kommandierender und sein Stellvertreter bereits ernannt.
STANDARD: Wann werden die UN-Soldaten stationiert und wie viele werden es sein?
Migiro: Wir sprechen über 20.000 Soldaten (Die Afrikanische Union hat bereits 7000 Soldaten in die Region entsandt, Anm.) Die Hoffnung des UN-Generalsekretärs ist, dass die Truppe bis Ende 2007 ihre Arbeit aufnehmen kann.
STANDARD: Darfur ist etwa so groß wie Frankreich. Reichen 20.000 Soldaten aus?
Migiro: Es ist ein Beginn. Es könnten auch ein wenig mehr als diese 20.000 werden, was dann aber von der Lage am Boden abhängen wird. Aber die UN-Beteiligung bedeutet jedenfalls eine Verstärkung der Afrikanischen Union. Und es geht nicht allein um die Stationierung der Blauhelme, daneben wird am politischen Prozess gearbeitet. UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon hat in zahlreichen Anlässen direkt mit dem sudanesischen Präsidenten Omar al-Bashir gesprochen. Die Basis ist hier jetzt besser als zuvor.
STANDARD: Die UN-Mission wird der Friedenserhaltung, nicht deren Schaffung dienen. Besteht ohne politische Einigung nicht Gefahr, dass sich in Darfur Szenen wie in Ruanda wiederholen, als Blauhelme dem Völkermord zusahen?
Migiro: Natürlich muss es einen Frieden geben, der überwacht werden kann. Aber Aktionen wurden bereits gesetzt. Die Welt hat aus den Fehlern von Ruanda gelernt. Wir bemühen uns darum, dass sich die ohnehin katastrophale Situation nicht verschlimmert. Der UN-Gesandte für Darfur, Jan Eliasson, arbeitet wie die EU an dem Friedensprozess, um die Konfliktparteien zusammenzubringen.
STANDARD: Kofi Annan ist mit seinen zentralen Anliegen bei der UN-Reform, etwa beim Sicherheitsrat, gescheitert. Wird Ban Ki Moon weiter darauf drängen?
Migiro: Die Reform des Sicherheitsrates lag nicht in der Hand Kofi Annans und liegt jetzt nicht in der Hand von Ban Ki Moon. Die Mitglieder der UNO haben diese Angelegenheit selbst aufgegriffen, weil sie einen dynamischeren Sicherheitsrat wollen. Der Generalsekretär wird die Diskussionen beobachten und versuchen herauszufinden, was die UN-Mitglieder wollen.
STANDARD: Was geschieht, wenn es keinen Konsens bei der Reform des Sicherheitsrates gibt?