Wien - Die parteiinterne SMS für die Sprachregelung nach außen erreichte am Mittwoch sämtliche grüne Abgeordnete: "Chorherr steigt spät in die Debatte ein", lautete das verordnete Wording, an das sich dann alle auch brav hielten.

Der Anlass für das SOS per SMS: Der Wiener Grüne Christoph Chorherr hatte es am Vortag gewagt, die Partei öffentlich für ihre "erstarrte Personalpolitik" zu rügen, forderte - analog zur Frauenquote - ein eigenes Kontingent für Newcomer auf grünen Listenplätzen und weniger "alte Platzhirsche".

Wie via Handy bestellt, reagierte die grüne Bundesspitze ostentativ "erstaunt" über Chorherrs Vorstoß. Allen voran Parteichef Van der Bellen: Die Erneuerung werde ohnehin schon diskutiert, und alles sei nicht so schlimm, weil von 21 Mandataren im Parlament sechs neu seien. Unisono Stellvertreterin Eva Glawischnig: "Dieser Prozess ist seit einem halben Jahr am Laufen." Der Vorwurf der grünen Überalterung sei eine "Mär, weil von 21 Abgeordneten im Nationalrat sechs ..." Und so weiter.

Vizeklubobmann Karl Öllinger ließ sich nach seiner "21 zu 6"-Rechnung zum grünen Klub immerhin zu dem Satz hinreißen, dass ihm bei der Vorstellung, Quereinsteiger zu holen, "die Haare zu Berge stehen".

Dasselbe Spiel im Rathaus, Wiens Grünen-Chefin Maria Vassilakou: "Das wird doch schon seit Monaten im Bund als auch in Wien diskutiert, im Herbst findet eine Landesversammlung statt, die sich damit beschäftigt." Kultursprecherin Marie Ringler, die es bei den Grünen "als Neuling selbst schwer hatte", gab Chorherr zwar Recht, erklärte aber auch: "Den Vorschlag gibt es schon seit eineinhalb Jahren."

Ein Grüner, der nicht genannt werden will, erklärt hingegen: "Es gab nie eine Debatte. Wo soll das geredet worden sein? Nirgends. Jetzt gibt's wegen Chorherr endlich die Diskussion." (bri, pm, nw/DER STANDARD, Printausgabe, 28.6.2007)