Wien – Weil sie mit dem Rad bei Rot über die Kreuzung gefahren ist und keinen Ausweis bei sich hatte, soll eine Korrespondentin des deutschen Nachrichtenmagazins Der Spiegel von der Polizei gewaltsam festgenommen worden sein, wie der Falter in seiner aktuellen Ausgabe berichtet.

Die Polizei bestätigte unterdessen, dass das Verfahren gegen die Beamten, das nach dem Vorfall vom 13. Juni eingeleitet worden war, mit 22. Juni zurückgelegt wurde. Laut ORF wird der Journalistin eine Strafverfügung über 281 Euro wegen der Verwaltungsübertretungen zugestellt.

Opfer von Polizeigewalt

Auch fast zwei Wochen nach dem Geschehen sieht sie sich als Opfer von Polizeigewalt. Gleich zu Beginn der Amtshandlung, als sie sagte, dass sie sich in der Gegend nicht auskenne, habe der Beamte geantwortet: "Wenn Sie sich bei uns nicht auskennen, dann bleiben's zuhaus'." Die sieben Euro Strafe für das Verkehrsdelikt habe sie per Erlagschein bezahlen wollen, mit ihrer Visitenkarte wollte sie sich ausweisen. Darauf gingen die Beamten aber nicht ein. Als sie sich weigerte, wegen einer solchen "Lappalie" mitzukommen, sei sie "wie eine Schwerverbrecherin" behandelt worden.

Polizist will Ohrfeige bekommen haben

"Ich wurde gegen das Polizeiauto geschmissen. Ich versuchte loszukommen und habe den Polizisten vermutlich irgendwie getroffen", so die Korrespondentin. Der Beamte will hingegen eine Ohrfeige bekommen haben.

Keine Befragung

Besonders erstaunt ist die Frau, dass sie zu dem Vorfall nie befragt wurde. "Der Wille zur Aufklärung ist nicht vorhanden", bedauert die Korrespondentin. Den Beamten wirft sie eine aggressive Haltung, Mutwilligkeit zur Eskalation und unverhältnismäßige Mittel vor. Innenminister Günther Platter (ÖVP) hat nun eine Untersuchung des Vorfalls veranlasst. (kri, DER STANDARD Printausagbe 28.6.2007)