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"Red Bull Salzburg hat ein internationales Gebilde geschaffen, für das ich kein Verständnis habe"

Foto: Simon/Getty
Laxenburg - Der Bayer Paul Breitner ist nicht nur mit einer Salzburgerin verheiratet und seit mehr als 20 Jahren erklärter Wachau-Fan, sondern auch Kenner der österreichischen Fußballszene. Beim Sommernachtsfest der Volkspartei NÖ in Laxenburg bei Wien sprach der 55-Jährige über das ÖFB-Team und die EURO 2008, über Red Bull Salzburg und die Champions League sowie über den FC Bayern München. Außerdem gestand er ein, noch immer ein "Rebell" zu sein.

Chance, "dass du dich hochschaukelst"

Im Hinblick auf die EURO 2008 brauche niemand in Panik zu verfallen, "dass vielleicht noch keine EM-Stimmung herrscht". Breitner erinnerte daran, dass das auch bis "drei, vier Monate" vor Beginn der WM 2006 in Deutschland der Fall gewesen sei. Österreich müsse darüber hinaus "vernünftig und realistisch" sein. Das ÖFB-Team werde bei der EURO "nicht als Favorit, sondern als Gastgeber" mitspielen und müsse "versuchen, möglichst viel zu lernen".

Den bisherigen Resultaten in Vorbereitungsspielen misst Breitner keine allzu große Bedeutung zu und sieht sogar eine kleine Parallele zu Deutschland 2006. "Wir haben am Besten gesehen, dass alles an Erfolgen und Misserfolgen im Vorfeld nichts zählt." Als Veranstalter bestehe vor allem die Chance, "dass du dich hochschaukelst", dass man "auf einer Euphoriewelle mitschwimmt", machte Breitner der ÖFB-Auswahl Mut. Ganz wichtig werde es sein, "die EM zu genießen".

"Vision, die nicht realisierbar ist"

In Red Bull Salzburg sieht der 55-Jährige wohl den bestimmenden Faktor im österreichischen Fußball, woran sich "auf absehbare Zeit nichts ändern" werde, aber kein Champions-League-Team. Das sei eine "Vision, die nicht realisierbar ist". Red Bull-Chef Dietrich Mateschitz werde "nicht die Mannschaft bekommen, die er bräuchte", weil es in Europa eben auch Teams wie Chelsea London, Real Madrid oder den FC Bayern gebe. Somit würden die Salzburger eine "Randnotiz im internationalen Fußball" bleiben.

Breitner übte auch Kritik an der Einkaufspolitik des regierenden österreichischen Meisters. Anstatt die Top-Elite heimischer Spieler zu engagieren, was auch dem Nationalteam zu Gute käme, werde "ein internationales Gebilde geschaffen, für das ich kein Verständnis habe". Nicht zuletzt seien die Salzburger auch keine "Bayern-Filiale" - das sei ein "lächerlicher Ausdruck". Wäre dem nämlich so, müssten "mehr als ein, zwei Spieler, die bei Bayern keine Zukunft mehr hatten", bei den Mozartstädtern unter Vertrag stehen. "Es sind Welten, die überhaupt nichts miteinander zu tun haben".

Vom FC Bayern, für den Breitner neun Saisonen (1970-1974 und 1978-1983) gespielt hatte, erwartet er, dass das mit einigen Hochkarätern verstärkte Team in der kommenden Saison "faszinieren, begeistern" werde. "Das wird großartig", freut er sich bereits auf die kommende Saison.

Ein klares "Ja" gab es von Breitner auf die Frage, ob er sich noch immer als "Rebell" sehe. "Ein Rebell ist, wer sich nicht alles gefallen lässt."(APA)