Wien – Knapp vor Saisonschluss noch ein kleines Aufbäumen: Vor den für Freitag angesetzten Gehaltsverhandlungen bei den Bundestheatern übt Zentralbetriebsrat Fritz Peschke heftige Kritik an Staatsoperndirektor Ioan Holender. In einem Interview mit der Presse sagt Peschke, "Holender rühmt sich in Zeitungen, ein Tyrann zu sein. Er hat unter Ceausescu gelitten, aber er führt sich auf wie dieser." Holender, der sich derzeit auf Dienstreise befindet, reagierte auf Anfrage: "Ein Direktor, den ein Betriebsrat lobt, kann nur ein schwacher sein."

"Holender ist ein ausgezeichneter Operndirektor", schickte Peschke seinen Attacken voran. "Aber er ist jetzt mit dem Spielplan bis 2010 fertig und hat offenbar viel Zeit, sich mit Spielchen zu beschäftigen." So habe er "versucht, die Fachkraft für Arbeitssicherheit zu kündigen, weil sie ihm widersprochen hat. Ich musste das gerichtlich bekämpfen", sagte Peschke.

Eher empörend

"Er hat die Garderobe-Gebühren erlassen, gleichzeitig aber den Gesangssolisten die Freikarten reduziert. Holender pflegt sein Image nach außen, indem er den Bediensteten was wegnimmt." Es sei "empörend, dass die Politik solche autoritären Handlungen ermöglicht und akzeptiert." Holender "zensuriert die Mitteilungen des Betriebsrates. Es geht Schlag auf Schlag. Er will wissen, was sich die Bediensteten noch alles gefallen lassen. Es reicht! Holender soll mich ruhig klagen, dann werden alle diese Sachen wenigstens endlich einmal ausdiskutiert."

Eher widersinnig

Auch habe der Staatsoperndirektor ehemalige Mitarbeiter wie die künftige Grazer Opernchefin Elisabeth Sobotka (ehemals Chefdisponentin der Staatsoper) oder den Chefdramaturgen Peter Blaha "rausgeekelt". "Am Ende ist Holender immer der Stärkere. Er ist erfolgreich. Die Auslastung ist Weltspitze. Aber man muss jetzt auch einmal sehr deutlich sagen: Das geht zulasten der Belegschaft!"

Holender zur Kritik: "Prinzipiell ist es zeitverschwendend und widersinnig, auf Äußerungen von jedermann zu reagieren." Mehr wollte der gemeinhin um einprägsame Kommentare nie verlegene Staatsoperndirektor in dieser Causa auch gegenüber dem Standard nicht sagen.

Auch Georg Springer, Chef der Bundestheaterholding, will zum gegenwärtigen Konflikt nicht öffentlich Stellung nehmen: "So wie mit der Arbeitnehmerseite vereinbart, kommentiere ich die Verhandlungen erst, wenn diese abgeschlossen sind!" Aber er verspricht: "Ich werde alles unternehmen, damit die Mitarbeiter die Gehaltserhöhung bereits im September im Geldbörsl spüren." Er spricht sich also gegen monatelange Verhandlungen aus, wie es sie bei den letzten Gehaltsverhandlungen durchaus gegeben hatte. (trenk, tos, APA / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29.6.2007)