Rato ist der zweite IWF-Chef in Folge, der sein Amt vorzeitig niederlegt. Er war im Mai 2004 Nachfolger des Deutschen Horst Köhler geworden, der als Bundespräsident nach Berlin wechselte. Ratos Amtszeit hätte regulär noch bis Frühjahr 2009 gedauert. Er hatte nach eigenen Worten bereits am Montag die Gremien des IWF über seine Pläne informiert. Er habe "ausreichend Zeit schaffen wollen, meinen Nachfolger zu benennen".
Mit dem Rücktritt von Rato, der vor der Berufung zum IWF Finanzminister in Spanien war, stehen die beiden großen internationalen Finanzinstitutionen in Washington vor einem Führungswechsel: Am kommenden Wochenende tritt der frühere US-Vizeaußenminister Robert Zoellick bei der Weltbank als neuer Präsident an. Während der Weltbank-Chef traditionell von den USA benannt wird, haben die Europäer das Vorschlagsrecht für den Chefposten des Währungsfonds.
Mächtige Institution
Der vor 63 Jahren gegründete IWF ist eine der mächtigsten Finanzinstitutionen der Welt. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, die Stabilität des internationalen Finanzsystems zu fördern. Dazu vergibt der IWF Kredite an Staaten in wirtschaftlicher Not. Im Gegenzug verlangt sie, dass die Empfänger bestimmte Auflagen in ihrer Wirtschafts- und Finanzpolitik erfüllen. Diese Vorgaben waren immer wieder Anlass für Streit und Kritik.
In den letzten Jahren stellten Experten einen Rückgang des Einflusses des IWF fest. Grund dafür ist unter anderem, dass sich potenzielle Empfängerländer Geld auf den globalen Finanzmärkten leihen, um die IWF-Auflagen zu umgehen. Einige Länder in Asien und Lateinamerika haben inzwischen ihre Schulden beim IWF komplett beglichen und die Zusammenarbeit weitgehend eingestellt, so etwa Venezuela.
Reformbedarf