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Einer der spektakulärsten Streckenabschnitte der Südbahn - der Semmering.

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"Einmal Wien-Triest. Das Südbahnlesebuch" versteht sich als "Reiseführer" zur Südbahnstrecke Wien-Graz-Maribor-Ljubljana-Triest. Allerdings versuchen die beiden Autoren, Gerhard M. Dienes und Bernd Schmidt, weder die Umgebung oder die touristischen Möglichkeiten entlang der Bahnstrecke zu beschreiben, noch ist das Buch eine Erläuterung zu Technik oder Wirtschaftsgeschichte. Es handelt sich vielmehr um eine kulturgeschichtliche Auseinandersetzung mit diesem "Triumph neuerer Eisenbahnbaukunst", die eine "direkte Verbindung der norddeutschen Meere mit der Adria" darstellte.

Die Strecke, deren Planung, Konstruktion und Ausführung einen Meilenstein in der Bahnbaugeschichte darstellt, war immer wieder Thema in der Reiseliteratur und so liest man in dem vorliegenden Lesebuch Auszüge von Heimito von Doderer, Peter Rosegger, Arthur Schnitzler oder Evelyn Schlag. Gustav Mahler, Sigmund Freud und Egon Schiele nutzten die Südbahn für ihre Reisen und haben ihre Erlebnisse und Eindrücke schriftlich festgehalten. Heute geben diese Aufzeichnungen ein Stück Österreichischer Kulturgeschichte wider.

Die Verknüpfung mit dem politischen und gesellschaftlichen Geschehen in Österreich spiegeln Zeitungsartikel wider, die von Unfällen, Truppentransporten nach Kroatien und Dalmatien oder von Vergnügungsfahrten mit der Südbahn berichten. Besonders viel Aufmerksamkeit wird dem Semmering-Abschnitt zuteil und man liest über Carl Ritter von Ghega, den Materialverbrauch zur Errichtung der Tunnel und Viadukte als auch über das Schicksal der Arbeiter.

In einem eigenen Kapitel wird die Entstehungsgeschichte der Südbahn bis hin zum heutigen Stand der Dinge mit der Diskussion über einen Semmering- Basistunnel erläutert. Heute besteht keine direkte Verbindung mehr zwischen Wien und Triest. Die legendäre Strecke bleibt aber in der Literatur lebendig und hat nach 150 Jahren nicht an Faszination verloren. (ham)