Rechtsextreme Demonstranten haben am Donnerstagabend eine Live-Sendung des ungarischen Senders Klubradio gestört und dabei zwei Journalisten verprügelt. Während der Aufnahme im Schanigarten eines Lokals im Zentrum der ostungarischen Stadt Debrecen tauchte eine Gruppe von 20-30 Rechtsextremen auf und beschimpfte die Teilnehmer der Sendung nach Medienberichten lautstark als "dreckige Kommunisten" und "Juden". Dabei wurden ein Kameramann des Senders Echo TV sowie ein Journalist der linksliberalen Tageszeitung "Nepszabadsag" tätlich angegriffen.

Der "Nepszabadsag"-Redakteur Zsolt Kacsor wurde nach eigener Aussage mit einer Fahnenstange auf den Kopf geschlagen und aufgerufen, "sich wieder nach Israel zu vertschüssen". Anschließend wurde bemängelt, dass die anwesenden Polizisten nicht eingriffen und die Demonstration nicht auflösten. Die Radio-Talkshow, die vom bekannten linksliberalen Publizisten György Bolgar geleitet wurde, musste für fünf Minuten unterbrochen und in das Innere des Lokals verlegt werden.

Rechtsextreme Demonstranten

Nach Angaben des "Nepszabadsag"-Reporters gegenüber dem Onlinedienst des Ungarischen Journalistenverbandes, emasa.hu, handelte es sich bei den Protestierern um bekannte rechtsextreme Demonstranten, die bereits seit Herbst gegen die linksliberale Regierung von Ferenc Gyurcsany auf der Straße seien. "Das sind verbitterte Leute, die ich überhaupt nicht anzeigen will - das Leben straft sie auch, ohne dass wir herumprozessieren", meinte Kacsor.

Im vergangenen Herbst war es vor allem in Budapest zu groß angelegten Demonstrationen gegen die ungarische Regierung gekommen, nachdem Premier Gyurcsany in einer internen Rede zugegeben hatte, im Wahlkampf die Situation im Land nicht ganz wahrheitsgetreu dargestellt zu haben. (APA)