Boston - Ein gängiges Medikament gegen Hepatitis B (HBV) fördert die Resistenz von HI-Viren. Der Wirkstoff Entecavir führt offenbar dazu, dass die beiden HIV-Mittel Lamivudin und Emtricitabin an Wirkung einbüßen. Die US-Gesundheitsbehörden empfehlen daher, Entecavir nicht mehr als erste Wahl bei solchen Patienten zu verwenden, die neben Hepatitis B auch mit HIV infiziert sind und noch keine antivirale Therapie begonnen haben. Weltweit sind schätzungsweise mehr als vier Millionen Menschen mit beiden Viren infiziert.

Aufgetretene Resistenzen

Forscher der John Hopkins Universität in Baltimore berichten im "New England Journal of Medicine" von einem Patienten, bei dem nach der HBV-Therapie mit Entecavir ein HIV-Stamm auftrat, der gegen die beiden HIV-Medikamente Lamivudin und Emtricitabin resistent war. Unter der Entecavir-Therapie entwickelte das HI-Virus bei dem Patienten eine Mutation, die die Wirkung der beiden HIV-Mittel abschwächt. Die Tragweite der Entdeckung geht nach Ansicht der Forscher weit über das HBV-Mittel hinaus: Der Wissenschaftler Robert Siliciano fordert, neue antivirale Wirkstoffe künftig darauf zu prüfen, wie sie das HI-Virus beeinflussen, um die Entstehung von Resistenzen zu verhindern. (APA/AP)