Wien - Simon Wiesenthal, Leiter des Jüdischen Dokumentationszentrums, drängt auf rasche Auszahlung der Entschädigungen für NS-Opfer. Die Milliarden-Klagen der Opferanwälte hält er für gerechtfertigt: "Wissen Sie bessere Wege? Ich glaube, es ist am leichtesten, über eine Klage zu einer Verständigung zu kommen", wird Wiesenthal im "Kurier" (Freitag-Ausgabe) zitiert. Die jüdischen Organisationen hätten nach Wiesenthals Meinung eine Liste der Berechtigten machen müssen: "In den Gesprächen mit den Banken haben sie gesagt: Die Leute sterben jeden Tag - das ist wahr. Mittlerweile sind noch weniger am Leben, und man weiß nicht, wo man sie suchen soll", kritisiert er das Vorgehen der Verantwortlichen. Jene, die mit der Verteilung des Geldes betraut seien, "sollen schlaflose Nächte haben. Das ist Blutgeld. Das ist wie wenn man das Geld eines ermordeten Vaters an den Sohn gibt", drängt er auf raschere Auszahlung an die Opfer. Wiesenthal hat bereits 1946 an Firmen wie die VOEST, Steyr-Daimler-Puch oder Lenzing Briefe geschrieben, in denen er die Unternehmen aufforderte, für ihre Zwangsarbeiter etwas zu bezahlen. Erhalten habe er bloß Absagen. "Die Verantwortlichen hätten sich damals denken müssen, das wird einmal kommen." Ist die ausverhandelte Entschädigungssumme genug? "Wenn man vergleicht, was sie bekommen sollen - maximal 105.000 S für mindestens sechs Monate Zwangsarbeit, da bleibt vielleicht ein Dollar pro Tag, nicht einmal." (APA)