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Foto: APA/DPA/Gambarini
Essen - Nach einem radikalen Umbau seiner Geschäfte hat sich der deutsche KarstadtQuelle-Konzern am Sonntag nun auch von seinem Namen verabschiedet. Der neue Name "Arcandor", der an diesem Wochenende auf dem Dach der Essener Hauptverwaltung enthüllt wurde, wird jedoch kaum einem Kunden des Unternehmens begegnen. An die neue Bezeichnung der Dachgesellschaft müssen sich ab Montag lediglich Mitarbeiter, Geschäftspartner und Aktionäre des Unternehmens gewöhnen. Die Namen Karstadt und Quelle sollen für die Warenhäuser und im Versandhandelsgeschäft weiter erhalten bleiben.

Nach nicht ganz acht Jahren ist damit der durch die Fusion von Karstadt und Quelle im Herbst 1999 aus der Taufe gehobene Konzernname endgültig im Archiv verschwunden. Dem Kunstprodukt KarstadtQuelle bescheinigte der seit Mai 2005 amtierende Konzernchef Thomas Middelhoff vor wenigen Wochen, "wahrlich keinen sehr guten Lauf" gehabt zu haben. Bundesweit in die Schlagzeilen geraten war der sperrige Name durch eine existenzgefährdende Krise, in die das Unternehmen 2004 geschlittert war.

Professionell entwickelt

Mit einem im Vergleich zu anderen Unternehmensumbenennungen vergleichsweise geringen Aufwand von rund 100.000 Euro hatte Middelhoff den Namen Arcandor "professionell entwickeln" lassen. Er soll nach den Worten des Konzernchefs künftig für "Verlässlichkeit, Treue und Mut" stehen. Gleichzeitig soll der neue Name nach dem Willen seiner Schöpfer an "Arkaden" und "Gold" erinnern. Auch verspricht man sich von Arcandor mehr Attraktivität für ausländische Investoren. Der Anfangsbuchstaben "A" sichert dabei ganz nebenbei einen vorderen Platz in der Tabelle des Börsensegments MDAX.

Dem Namenswechsel war in den vergangenen gut zwei Jahren ein tief greifender Umbau des Unternehmens vorangegangen. Nach seinem Amtsantritt als Vorstandschef im Mai 2005 hatte Middelhoff eine grundlegende Neuorientierung des finanziell schwer angeschlagenen Handelsriesen eingeleitet. Ende 2008 will Middelhoff den dann sanierten Konzern wieder verlassen. Durch den permanenten Umbau werfen Kritiker dem Unternehmen jedoch auch Undurchsichtigkeit vor.

Lange Verkaufsliste

Auf der langen Verkaufsliste des Konzernchefs landeten unter anderem 77 kleine Warenhäuser, 51 SinnLeffers-Modehäuser, die Fachhandelsketten Golf House, Runners Point und Wehmeyer sowie Beteiligungen an Coffee-Shops und Fitness-Studios. Daneben trennte sich KarstadtQuelle von Lager- und Logistiktöchtern sowie von seinen bis dahin noch im Konzern verbliebenen Warenhausimmobilien, die mit einem Verkaufserlös von bislang rund 3,7 Milliarden Euro eine Entschuldung des tief in die roten Zahlen gerutschten Unternehmens ermöglichten. Anschließend wurden die Häuser wieder zurückgemietet. Weitere mindestens 800 Millionen Euro sollen der Arcandor AG aus dem Immobilien-Geschäft noch im Laufe dieses Jahres zufließen.

Im vergangenen Jahr hatte der Konzernchef auf Expansion umgeschaltet und nach der Fusion mit dem britischen Reiseanbieter My Travel den Tourismuskonzern Thomas Cook, an dem das Essener Unternehmen 52 Prozent hält, an die Börse gebracht. Für das Frühjahr 2008 ist ein weiterer Börsengang bei dem Versender Neckermann bereits angekündigt. Auch für die Warenhäuser des Konzerns werde ein solcher Schritt derzeit geprüft, hieß es erst vor wenigen Tagen.

Die Gewichte in dem Konzern haben sich durch den Umbau bereits gründlich verschoben. Umsatz-Schwergewicht ist nun mit einem Anteil von 58 Prozent das Tourismusgeschäft, das in dem alten Namen bisher keine Rolle gespielt hatte. "Wir konnten die Holding nicht KarstadtQuelleThomasCook nennen", erklärte Konzernchef Middelhoff. (APA/dpa)