Ich habe dem Mann in die Augen geschaut, ich vertraue ihm." Sechs Jahre ist es her, dass George W. Bush diese Worte über Wladimir Putin gesprochen hat. Es war in Slowenien, beim ersten Treffen der beiden Präsidenten. Vielleicht hat sich daraus tatsächlich ein persönliches Vertrauensverhältnis entwickelt. Dass dieses aber von der weiteren politischen Entwicklung unberührt geblieben sein sollte, ist kaum vorstellbar. Dafür ist zu viel passiert, vor allem in Russland selbst.

Von einem Neubeginn beim amerikanisch-russischen Gipfel in Walker's Point, dem Familienanwesen der Bushs, kann also trotz des intimen Rahmens schwerlich die Rede sein. Die objektiven Umstände sprechen klar dagegen. Bushs Ansehen bei den US-Bürgern ist an einem vorläufigen Tiefpunkt angelangt. Dagegen findet Putin bei den Russen trotz oder sogar wegen seines autoritären Kurses unverändert große Zustimmung.

Keiner von beiden kann es sich somit leisten, Schwäche zu zeigen (oder was er dafür hält). Putin nicht in der Ablehnung des geplanten US-Raketenschildes in Ostmitteleuropa, Bush nicht in der Kritik an Demokratie- und Menschenrechtsdefiziten in Russland. Beide Präsidenten nähern sich dem Ende ihrer Amtszeit (für Putin im Frühjahr 2008, für Bush Anfang 2009). Aber diese Parallele täuscht. Bush ist schon jetzt eine "lahme Ente", die nicht einmal mehr auf die eigenen Republikaner im Kongress zählen kann, wie das Scheitern seiner Einwanderungsreform zeigt. Putin hingegen wird mit größter Wahrscheinlichkeit auch nach seinem formalen Ausscheiden aus dem Präsidentenamt eine Schlüsselrolle in Russland spielen. Vor allem aber deutet nichts auf einen Kurswechsel Moskaus hin, unter welchem Putin-Nachfolger auch immer.

Somit: Showtime in Kennebunkport. Und das war's. (DER STANDARD, Printausgabe, 2. Juli 2007)