New York - Der frühere Präsident der bosnischen Serben, Radovan Karadzic, soll nach Entscheidung eines amerikanischen Gerichts an eine Gruppe misshandelter bosnischer Frauen ein Schmerzensgeld in Millionenhöhe zahlen. Geklagt in den USA hatten mehrere Musliminnen und kroatische Frauen, die während des Bosnien-Kriegs von bosnischen Serben gefoltert, vergewaltigt und schwer gedemütigt worden waren. Das Bundesgericht in Manhattan gab den Klägerinnen recht. Eine Anwältin der Klägerin sagte am Donnerstag, zugleich sei vom Gericht damit anerkannt worden, dass die Vergewaltigungen den Tatbestand des Genozids erfüllten. Denn diese Taten hätten sich gegen eine ganze Volksgruppe gerichtet. Suche nach Anlagen Die Schmerzensgeld-Summe wurde auf 745 Millionen Dollar festgesetzt. Die Anwältin, die für die renommierte Sozietät Paul, Weiss, Rifkind, Wharton und Garrison arbeitet, erklärte, man werde jetzt versuchen, herauszufinden, wo Karadzic seine Anlagen deponiert habe. Die Aussichten dafür seien gut, da das Urteil, das auf einem Anti-Folter-Gesetz aus dem Jahre 1789 beruht, auch von anderen Ländern anerkannt werde. Karadzic, der sich in der bosnischen Serben-Republik versteckt halten soll, ist bereits vor dem Kriegsverbrecher- Tribunal in Den Haag wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt. Bei den Verhandlungen in Manhattan waren weder Karadzic noch dessen Anwälte zugegen. Das US-Gericht ging davon aus, dass Karadzic in seiner Eigenschaft als bosnischer Serben-Präsident die oberste Autorität auch für die bosnische Serben-Armee war, die die Verbrechen 1992 beging. (Reuters)