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Foto: REUTERS/Brijesh Singh
Agra - Das Taj Mahal verfällt langsam, aber sicher. Das berühmteste Bauwerk Indiens, das zu den sieben neuen Weltwundern gewählt werden könnte, liegt an einem verschmutzen, stinkenden Fluss. Und es ist fast ständig vom Rauch qualmender Schornsteine und Autos eingenebelt. Millionen Inder hoffen zwar, dass der von 20.000 Arbeitern in 17 Jahren errichtete Marmorbau auf die Liste der Weltwunder gesetzt wird. Doch Denkmal- und Umweltschützer raten zu einem kritischen Blick in den Hinterhof.

"Wenn es so weiter geht, wird das Taj Mahal wie ein verseuchter Mensch sein Leben aushauchen", warnt K. S. Rana, der an vorderster Stelle für den Erhalt des Mausoleums aus dem 17. Jahrhundert kämpft. "Die Luftverschmutzung verursacht einen Verfall und eine Verschlechterung der Qualität der Steine." Das Parlament stellte bereits eine Vergilbung des einst strahlend weißen Gesteins fest.

"Gelbsucht"

Umweltschützer und Historiker fürchten, dass die Umweltgifte das Mausoleum, das der Großmogul Shah Jahan für seine Frau Mumtaz Mahal bauen ließ, über kurz oder lang verschleißen werden. Der Dekan der Historischen Fakultät der Universität Agra, Sugam Anand, sieht das Taj Mahal von "Gelbsucht" bedroht und fordert schnelle Gegenmaßnahmen. "Das Bevölkerungswachstum und die Luftverschmutzung beschleunigen den Verfall. Das müssen wir unter Kontrolle bringen." Doch erste Schritte wie die Aufstellung einer Luftgüte-Messstation in der Vier-Millionen-Stadt Agra haben wenig gebracht.

Wohnhäuser, Geschäfte und Fabriken sind mehrere Stunden am Tag ohne Strom. Viele Menschen nutzen deshalb mit Benzin betriebene Generatoren, um Elektrizität zu erzeugen. Die Bemühungen der Behörden, Industriebetriebe zum Umstieg auf umweltfreundlicheres Gas zu bewegen, gestalten sich schwierig. Verschärft werden die Probleme durch die schätzungsweise 20.000 Touristen, die Tag für Tag das Taj Mahal besuchen.(APA/Reuters)