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Glasfenster mit den alten sowjetischen Symbolen Hammer und Sichel

Foto: APA/dpa/Waltraud Grubitzsch
Chicago - Frauen haben den Wechsel zum Kapitalismus in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion gesundheitlich besser verkraftet als die Männer. Nach dem Ergebnis einer Studie der Universität von Michigan sank die Lebenserwartung der Männer in den ersten Jahren nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion um sechs Jahre. Die der Frauen hingegen zeigte zwischen 1991 und 1994 kaum Ausschläge. Die Autoren der in der Zeitschrift "Evolutionary Psychology" veröffentlichten Studie vermuten, dass die im Kapitalismus üblichen Ungleichgewichte im sozialen Status Männer viel stärker gestresst haben als Frauen.

Gesundheitsschädliches Verhalten

"Männer werden davon zu Verhaltensweisen angestachelt, die ihrer Gesundheit schaden", sagte der Leiter des Projekts, Daniel Kruger. Für ihre Studie verglichen die Wissenschafter die Sterblichkeitsrate von Frauen und Männern aus 14 ehemaligen Sowjetrepubliken oder Satellitenstaaten. Dabei stellten sie fest, dass Frauen den Übergang vom Kommunismus zum Kapitalismus weitaus besser verkrafteten als Männer. Teilweise bestand zwischen den Sterblichkeitsraten ein Unterschied von 9,3 Prozent.

Ursachen

Nach den Erkenntnissen gibt es laut Kruger dafür mehrere Gründe: Die sozialen Ungleichgewichte sowie die schärfere Konkurrenz könnten die Männer zu Verhaltensweisen anstacheln, die entweder ihrer Gesundheit schadeten oder schwere Arbeitsunfälle provozierten. Zudem treibe der wachsende soziale und wirtschaftliche Druck viele Männer in den Selbstmord oder in die Kriminalität.

Insgesamt stieg die Zahl der männlichen Mord- oder Selbstmordopfer in den Ländern des ehemaligen Warschauer Paktes zwischen 1991 und 1994 um das Doppelte. Doch schwankten die Zahlen je nach Land enorm: Während der Anstieg in Polen bei 15 Prozent lag, explodierte er in Estland um 238 Prozent. (APA/AFP)