Axelle Gall singt Schubert in Bela Korenys Broadway Piano Bar.

Foto: Thomas Rottenberg
Das ist kein schöner Moment, wenn sie einem das Wohnzimmer zusperren. Denn genau das war die „Broadway Piano Bar“ für viele – ihr verlängertes Wohnzimmer. „Wir haben unseren letzten Tag absolviert“, bilanzierte Bela Koreny am Montag. „Wir haben nach 23 Jahren geschlossen – und es ist irrsinnig schade.“ Denn die „Broadway Piano Bar“ am Bauernmarkt war mehr als nur ein gemütliches Lokal. Es war eine Institution und vor allem auch ein Ort, wo sich internationale Stars ohne viel Aufhebens wohl fühlen konnten.

Wie etwa vor wenigen Tagen, als „Julian Rachlin mit sämtlichen Ernste-Musik-Stars von Wien“ ein letztes Mal die Bar besuchte. Da weilte auch Roger Moore unter den Gästen: „Er kam zu mir und sagte, ,Bela, ich hab’ eine irrsinnige Bitte‘ – zuerst hab’ ich geglaubt, er will eine Burenwurst, doch er wollte unbedingt bei mir auftreten.“ Die Probe konnte allerdings nur in der Abstellkammer, umringt von Wein- und Bierkisten, stattfinden. „Als ich dann den Auftritt von Roger Moore ansagte, hatte ich auf einmal einen großen Kloß im Hals“, bekennt Koreny. „Denn mir fiel ein, dass vor 23 Jahren Leonard Bernstein im Kammerl auf den Kisten saß und auf seinen Auftritt wartete.“

Der "Quasi" und die "Bloody Mary"

Schon vor dem ersten Tag hatte seinerzeit Helmut Qualtinger zu Koreny gesagt: „Bela, a so a schiaches Lokal hab i no nie in Wien gsehn.“ Und dann stand der „Quasi“ ab 16 Uhr hinter der Bar und mixte eine Bloody Mary nach der anderen. Das war nur der Auftakt – Udo Jürgens kam hier ebenso vorbei wie Billy Joel, wenn er in Wien seinen Vater besuchte. Ute Lemper und Mercedes Echerer waren hier ebenso zu Gast wie Michel Piccoli.

Lang hat Bela Koreny um sein Reich gekämpft, gegen die Kündigungs- und Abrisspläne des neuen Hausbesitzers. Kürzlich hatte er einen Prozess verloren und musste die Bar per 1. Juli räumen. Doch Koreny wäre nicht gebürtiger Ungar, der 1956 als Zehnjähriger mit seinen Eltern nach Österreich flüchtete, würde er nicht ungebrochen in die Zukunft blicken. Nach dem nächtlichen Zauber in der Broadway-Bar geht es zunächst einmal in die Wachau, wo beim „Zaubertage“-Festival in Spitz das von Koreny komponierte „Nachtstück“ uraufgeführt wird. Und die Bar? „Wir suchen Asyl. Vielleicht findet sich eine Übergangslösung.“ Vielleicht ist ja auch dieses Ende ein Neubeginn – und das New Yorker Birdland ist ja auch schon zweimal übersiedelt. (Roman David-Freihsl/DER STANDARD-Printausgabe, 03.07.2007)