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Erwin Hameseder sieht die IT als einen riesigen Kostenfaktor.

Foto: APA/ARTINGER
In der österreichischen Raiffeisen-Bankengruppe werden sektorweite engere Kooperationen gewälzt. Kostensynergien über rund 100 Millionen Euro verspricht man sich bei der teuren EDV. Der stark wachsenden Konkurrenz durch Internet-Direktbanken will Raiffeisen bald eine eigene österreichweite Plattform entgegenstellen, damit eigene Kunden nicht zu den filiallosen Direktbanken abwandern. Entsprechende Projekte hat der seit gestern, Montag, amtierende neue Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien (RLB NÖ-Wien), Erwin Hameseder, vor Journalisten angekündigt.

Die weiteren Weichen werden gestellt

Hameseder hat gestern an der Spitze der RLB NÖ-Wien die Nachfolge von Peter Püspök angetreten. Hameseder bleibt weiterhin Chef der Bankmutter Raiffeisen Holding mit ihren riesigen Beteiligungen an Strabag, Agrana, Leipnik, NÖM etc. "Ich bin keine interimistische Lösung", sagte Hameseder bei seiner Antrittspressekonferenz als Landesbanker. Es sei von den Eigentümern so gewünscht gewesen. Die Vorteile der Doppelfunktion "werden wir im Herbst erklären". Über ungelegte Eier wolle er aber nicht sprechen. Im Herbst ist auch eine Klausur. Da werden weitere Weichen gestellt.

Mitgestalten und verbessern

Im RLB-Vorstand ist Hameseder für Beteiligungen, Personal, Marketing, die Primärbanken im Bundesland, die Koordination mit Raiffeisen Österreich und zur ganzen Raiffeisen-Bankengruppe zuständig. Aufsichtsratsmandate in der UNIQA und in der RZB hat er schon übernommen. Er wolle "alles tun, um die Kooperation in der Raiffeisen-Bankengruppe mitzugestalten und dort wo es möglich ist weiter zu verbessern", versicherte der Banker.

Die IT als rieisger Kostenblock

Ein "riesiger Kostenblock" sei die IT. Hier sei es ein Gebot der Stunde, nachzudenken was man im Sektor machen könne. "Wir haben derzeit mehrere Rechenzentren..." - da könne enger zusammengearbeitet und harmonisiert werden. Beim IT-Einsparungspotenzial gehe es um einen hohen zweistelligen, auf mittlere Sicht eher dreistelligen Millionenbetrag.

Sektorale Synergien

Für sektorale Synergien werde er "alles zur Diskussion stellen", um Doppelgleisigkeiten zu vermeiden, sagte Hameseder. Sakrosankt sei die Dreistufigkeit bei Raiffeisen, das werde auch längerfristig so bleiben. Dass diese Bankengruppe auf Regionalität setze und nicht auf Gewinnmaximierung "das schätzen die Kunden. Das wissen wir. Was sich jetzt am Markt abspielt, hat uns sehr in die Hände gespielt", meint Hameseder mit Hinweis auf Heuschreckendebatten.

Wachsende Konkurrenz

Im ersten Halbjahr 2007 sind in der Bankengruppe in Niederösterreich/Wien die Spareinlagen um 6 Prozent gestiegen, Der Vorstand sieht, dank der gestiegenen Zinsen, eine Renaissance des Sparbuchs. Der wachsenden Konkurrenz durch Direktbanken, die mit immer höheren Zinsen locken, will Hameseder nicht nur zusehen. Im Projektstadium ist die Arbeit an einer Internetplattform für Direktbankaktivitäten für die gesamte österreichische Raiffeisengruppe. Technisch müsse gesichert sein, dass die Kunden bei den einzelnen Raiffeisenbanken bleiben, betont Hameseder. Die Gründung einer eigenen Online-Direktbank schließt er zumindest für Niederösterreich aus. Es gehe um eine Plattform, "die so gute Zinsen zahlt, damit ein Abwandern von Kunden zu Direktbanken verhindert" werde. Details gibt es noch nicht. Über diese Schiene angeboten würden Einlagen und Kredite, mittelfristig wohl auch Wertpapiere.

"Mitgliedskarte"

Für die Raiffeisenbanken in Niederösterreich wird eine neue "Mitgliedskarte" vorbereitet. Während Raiffeisenkunden bisher üblicherweise mit einer Kreditaufnahme automatisch Genossenschaftsmitglieder wurden, soll das künftig auch ohne Kreditvertrag, sondern etwa mit Girokontopaketen gehen. Mehr als 461.000 Mitgleider hatte die Raiffeisenbankengruppe in Niederösterreich-Wien Ende 2006. Die gesamte Raiffeisenbankengruppe in Österreich kommt auf 1,66 Millionen Mitglieder.

Für 2007 erwartet Hameseder für die Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien wieder ein zweistelliges Gewinnwachstum. Den Marktanteil der Raiffeisenbanken in Niederösterreich von 40 Prozent will man weiter anheben. Die Latte liege hoch.(APA)