Alberta - Das Leben kann nach jüngsten Erkenntnissen kanadischer Wissenschafter auch in einer extremen Umgebung wie der unter Gletschern gedeihen. Darüberhinaus können solche Gemeinschaften von Mikro-Lebewesen sogar in den Übergangsperioden zwischen Eiszeiten und Erwärmungsphasen Einfluss auf das Weltklima gehabt haben. Schon früher sind Bakterien unter Gletschern gefunden worden, doch hielt man sie stets für tot oder "schlafend". Ein Team von Wissenschaftern der Universität von Alberta in Edmonton hat nun herausgefunden, dass diese subglazialen Bakterien auch unter derart dunklen und kalten Bedingungen, wie sie unter Gletschern vorherrschen, gedeihen. "Es scheint sich zunehmend zu bewahrheiten, dass Mikroorganismen einfach überall und auf einfach allem leben können", meint Michael Bird von der Australian National University in Canberra. Auf der Suche nach dem fehlenden Kohlenstoff Die Bakterien leben innerhalb oder nahe der dünnen Schicht flüssigen Wassers, die unterhalb vieler Gletscher durch geothermische Wärme und Reibung entsteht. Martin Sharp, ein Geochemiker des Teams, sagt, solche Bedingungen seien während der Eiszeiten unter vielen Gletschern in den mittleren Breiten verbreitet gewesen - daher könnte es während dieser Perioden viele solcher subglazialer mikrobieller Systeme gegeben haben. "Es ist eine Komponente, an die man zuvor nicht viel gedacht hat - doch wir finden, sie muss in Betracht gezogen werden." Eiskernbohrungen und andere Quellen zeigen, dass die Anteile der Treibhausgase Kohlendioxid und Methan in der Atmosphäre während der Eiszeiten, als das Land seine Pflanzendecke verlor, gefallen sind. Forscher nahmen bisher an, dass all dieser Kohlenstoff im Ozean eingeschlossen wurde - doch weisen Isotopen-Aufzeichnungen ozeanischer Sedimente darauf hin, dass weniger Kohlenstoff in den Meeren gespeichert wurde als angenommen. Der fehlende Kohlenstoff könnte unter Gletschern in toter Vegetation und Erde gefangen gewesen sein, meint Sharp. Als die subglazialen Mikroben während der Eiszeiten ihn langsam abweideten, wandelten sie ihn in CO2 und vielleicht auch in Methan um. Als sich das Klima dann erwärmte, müssten die schmelzenden Gletscher diese Gase in die Atmosphäre freigesetzt haben - wodurch sie den Klimawandel beschleunigt hätten. ( Applied and Environmental Microbiology /red)