Pristina - Die Regierung des Kosovo hat ihren Druck auf die westlichen Befürworter einer Unabhängigkeit der serbischen Provinz verstärkt. Der Westen verliere seine Glaubwürdigkeit, wenn er sich weiter von Russland an einer Entscheidung hindern lasse, sagte der Regierungschef der mehrheitlich von Albanern bewohnten Region, Agim Ceku, am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Bei weiteren Verzögerungen werde sich das Kosovo gezwungen fühlen, die Unabhängigkeit einseitig zu erklären. Er machte keine Angaben dazu, wie lange seine Regierung zu warten bereit ist.

"Bevorzugen diplomatischen Weg"

"Wir bevorzugen den diplomatischen Weg", sagte Ceku. "Aber wenn wir keinen Hoffnungsschimmer sehen, keine Klarheit, keine Sicherheit, keine Bemühungen, dann werden wir gezwungen sein, etwas zu unternehmen." Russland blockiert die Entscheidung des UN-Sicherheitsrats seit Monaten und verlangt neue Verhandlungen zwischen Serben und Albanern. Serbien lehnt eine Abspaltung der Provinz strikt ab, die nach dem Eingreifen der Nato in den Kosovo-Krieg 1999 unter UN-Verwaltung gestellt wurde. In dem Krieg wurden 800.000 Albaner von serbischen Truppen aus der Provinz vertrieben.

EU und USA haben dem Kosovo eine überwachte Souveränität bis Mitte des Jahres in Aussicht gestellt. Ein einseitiger Schritt des Kosovo könnte den Balkan in neue Konflikte stürzen.

EU will entscheiden

Die EU will allerdings die Entscheidung auf internationaler Ebene vorantreiben. Sie werde eine Entscheidung zur ungelösten Kosovo-Frage treffen, sollte Russland sich weiterhin weigern, eine Unabhängigkeit der südserbischen Region von Belgrad zu unterstützen.

Das erklärte die Sprecherin des EU-Chefdiplomaten Javier Solana gegenüber der Belgrader Tageszeitung "Vecernje novosti" (Dienstagausgabe). "Sollte Russland weiterhin hartnäckig auf seinem Nein beharren, wird die Europäische Union die Verantwortung übernehmen und einen Entschluss über den Kosovo fassen - allerdings auch in diesem Fall die Unterstützung des UNO-Sicherheitsrates dafür beantragen", so Cristina Gallach. Laut Gallach dürfe aber niemand zur Geisel der Politik eines anderen Landes werden. (APA/Reuters)