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Foto: APA/Barbara Gindl
Wien - Wenn es stimmt, dass sich eingefrorene, unreife menschliche Eizellen später erfolgreich befruchten lassen und zu einem Kind heranwachsen - wie von kanadischen Wissenschaftern bei einer Ärzte-Tagung in Frankreich behauptetet -, so wäre das laut dem Wiener Genetiker Markus Hengstschläger (Uni Wien) "wirklich eine Sensation". Die gesamte Reproduktionsmedizin, Geburtshilfe und vor allem Pränataldiagnostik würde davon beeinflusst, so der Wissenschafter.

Mehr Kinderwünsche erfüllbar

Bisher konnten nur befruchtete Eizellen eingefroren werden. Damit war etwa der Kinderwunsch von Frauen mit einer fortschreitenden Erkrankung der Eierstöcke vielfach nicht erfüllbar. Die hormonell unterstützte Reifung der Eier hätte zu lange gedauert, wenn etwa eine dringende Krebsoperation bevorstand. Nun könnten die Eier unreif entnommen, eingefroren und erst später zur Reife gebracht, befruchtet und in die Gebärmutter eingepflanzt werden.

Eizellen von jüngeren Frauen als Chance

Laut Hengstschläger hätte die Möglichkeit aber auch weitere Konsequenzen für die ganze Reproduktionsmedizin. "Umso älter die Frau, umso wahrscheinlicher werden genetische Veränderungen in den Eizellen, die entweder keine Schwangerschaft mehr auslösen können oder zu Fehlgeburten etc. führen", so der Forscher. Es wäre daher zu prüfen, ob das durch den Einsatz von Eizellen, die Frauen im Alter von 20 Jahren aufheben lassen, positiv beeinflussbar ist.

Kinderwunsch nach Plan

"Ich gehe davon aus, dass das zu einem gewissen Grad machbar ist", betonte Hengstschläger. Das würde bedeuten, dass eine Reproduktionsmedizin auf uns zukommt, wo jede junge Frau, die noch kein Kind will, noch keinen Partner hat, noch ihre Ausbildung machen möchte, sich Eizellen einfrieren lässt und später mit diesen konservierten und eigentlich jungen Eizellen über künstlichen Befruchtung ein Kind bekommen kann.

Gesellschaftliche Auswirkungen

Die Möglichkeit würde aber auch Fragen nach genetischer Pränataldiagnostik oder Präimplantationsdiagnostik (Altersindikation) massivst beeinflussen, ist Hengstschläger überzeugt. Ein weiterer Aspekt: Nach der Menopause reifen keine Eizellen der Frau mehr heran. Sie kann mit eigenen Eizellen kein Kind mehr bekommen. Die Schwangerschaften in sehr hohem Alter wurden alle mit gespendeten Eizellen durchgeführt, was in Österreich verboten ist. Wenn eine Frau in Zukunft mit jungen Jahren Eizellen einfrieren lässt, kann sie aber sogar in hohen Alter noch eigene Kinder mit eigenen Eizellen bekommen. "Das hätte auch enorme gesellschaftliche Auswirkungen", so der Experte. (APA)