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US-Forscher konnten nach den schweren Wirbelstürmen der letzten Jahre eine deutliche Erholung der Korallenriffe feststellen.

Foto: APA/AP/ G. Marola
Washington DC - Die beiden Hurrikanes Katrina und Rita haben sich unerwarteterweise positiv auf die Korallenriffe der Region ausgewirkt, berichten Forscher der US National Oceanic and Atmospheric Administration NOAA im Wissenschaftsmagazin Proceedings of the National Academy of Sciences PNAS. Der Grund dafür ist, dass die Wirbelstürme das Meerwasser abkühlen und daher den Korallen, die besonders wärmeempfindlich sind, nicht so stark zusetzen.

Das Forscherteam um Derek Manzello hat auf den Florida Keys seit 1988 den Zusammenhang zwischen den Meerestemperaturen und den Hurrikanes untersucht. Ein Wirbelsturm kühlt den Ozean um etwa 1,5 Grad über einen Zeitraum von zehn Tagen ab. "In Verbindung mit der Korallenbleiche ist das offensichtlich eine signifikante Abkühlung", so der Wissenschaftler. Manzello hat seine Aufzeichnungen mit jenen seines Kollegen Tyler Smith von den US Virgin Islands verglichen und dabei interessante Feststellunngen gemacht.

Langsame Erholung

Die Florida Keys waren 2005 von einer Serie von Hurrikanes betroffen - dazu gehörten die beiden besonders starken Stürme Katrina und Rita. Die weiter südlich gelegenen US Virgin Islands waren in den vergangenen Jahren von derartigen Stürmen unberührt geblieben mit Ausnahme eines Wirbelsturmes, der mehr als 400 Kilometer entfernt tobte. Die beiden Wissenschaftler konnten auch zeigen, dass die Korallenbleiche in beiden Regionen etwa auf dem gleichen Level verliefen. Allerdings begannen sich die Riffe vor der Küste Floridas langsam zu erholen, während jene vor den Virgin Islands keine Zeichen einer Verbesserung zeigten.

"Die plötzliche Abkühlung durch Rita, zwischen dem 21. und 27. September scheint den Riffen gut getan zu haben", mutmaßen die Wissenschaftler. Auch der vorbeiziehende Hurrikan Wilma sorgte im Oktober 2005 für eine Abkühlung von rund 2,6 Grad. Auch danach konnte der Forscher eine deutliche Erholung der Korallenriffe feststellen. Im November 2005 schien die Korallenbleiche vor den Virgin Islands den Höhepunkt erreicht zu haben, lag in Florida allerdings auf dem Level von Juni 2005.

Stopp des Sterbens unwahrscheinlich

Dies sei durchaus vorstellbar, meint der Wiener Meeresbiologe Michael Stachowitsch von der Universität Wien. "Die alles entscheidende Frage ist allerdings, ob die Korallenbleiche dadurch gestoppt werden kann." Bei der Korallenbleiche werden die symbiontisch lebenden Algen, die für das Überleben der Korallen notwendig sind, abgestoßen. "Das Gewebe bleibt aber noch einige Zeit intakt, sodass es zu einer neuerlichen Besiedlung der Algen kommen kann", erklärt Stachowitsch. Das sei von Korallenart zu Korallenart verschieden und hänge außerdem auch mit der Lage der Kolonie zusammen.

"Eine Analogie dazu sind die von uns festgestellten Ereignisse in der Adria, bei der durch Sauerstoffmangel alle Bodenlebewesen sterben." Durch einen Sturm wurde das Wasser derart aufgewühlt, dass erneut Sauerstoff in jene Regionen gekommen ist. "Die unempfindlicheren Tiere und Pflanzen konnten das überleben", so Stachowitsch. Betroffen davon waren neben Muscheln, Schnecken, Schwämmen, Hohltieren und Stachelhäutern auch Krebse und kleine Plattfische. Dennoch führt ein länger anhaltender Sauerstoffmangel unweigerlich zum Absterben. "Was einmal tot ist, bleibt auch tot", so Stachowitsch.

Finsteres Zukunftsszenario

Generell sei die Lage der Weltmeere alles andere als rosig. Die Klimaforscher gehen davon aus, dass es aufgrund der Erwärmung zu einer Zunahme der Wirbelstürme kommen wird. Ob diese Stürme, die ja meist nur bestimmte Regionen betreffen, tatsächlich in der Lage sein werden, das Überleben der Korallen zu sichern, bleibt mehr als fraglich. "Erschwerend kommt auch noch die Überfischung und der Nährstoffeintrag hinzu", erklärt Stachowitsch. Zunehmender Tourismus bedroht die Riffe ebenso. Es gebe einfach ein vielseitiges Bedrohungsbild. (pte)