Es ist einer der raren Momente, in denen offene Freude über ein Wahlergebnis erlaubt ist. Endlich hat Österreich die erste Rektorin an einer staatlichen Universität. Gaudeamus igitur! Freuen wir uns über Ingela Bruner, die es nach ganz oben auf der akademischen Sprossenleiter geschafft hat. Ab Oktober wird die aus einer eigentlich als Männerdomäne geltenden Disziplin kommende Wissenschaftsmanagerin - sie ist Maschinenbauerin - die Universität für Bodenkultur (Boku) leiten.

Wahrscheinlich ist es kein Zufall in dieser Erfolgsgeschichte, dass sich ausgerechnet eine Frau im noch immer extrem männerdominierten Universitätsbereich durchsetzt, die sich aufgrund ihrer ganz speziellen Sozialisation unbefangen mit vermeintlichen "Männerthemen" beschäftigt hat. Als weitgereistes Diplomatenkind durchlief die erste Rektorin vor ihrem französischen Bakkalaureat, das sie schon mit 16 Jahren in Wien abschloss, ganz selbstverständlich einen Physik-Mathematik-Schwerpunkt. Mädchen können nämlich auch rechnen und experimentieren, wenn man sie lässt und fördert.

Neben dem individuellen Erfolgsanteil aber bleibt eine gesellschaftliche Leerstelle, die noch immer ihre Wirkung tut und für die man aus Bruners Beispiel lernen kann und muss. Also zuerst freuen, dann Frauenförderung forcieren. Bruner ist eine Vorreiterin, eine Pionierin - mit Betonung auf eine. Sie ist die einzige Frau neben 21 Rektoren. Gemeinsam stehen sie 22 Unis vor, von deren Studienanfängern 56,2 Prozent Frauen sind. Doch dann setzt ein schleichender Schrumpfungsprozess ein. Aus nicht einmal einem Drittel weiblicher Uni-Assistenten werden nur 14 Prozent Professorinnen. Zufall? Nein. Ergebnis hocheffizienter geschlechtsspezifischer Exklusionsmechanismen. Auch das zeigt die Wahl der ersten Uni-Rektorin auf. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4. Juli 2007)