Foto: Hersteller
Man sollte meinen, dass der Hersteller eines Nischenprodukts in Schwierigkeiten kommt, wenn kurz hintereinander zuerst Millionen Kunden fast einen Tag lang einen völligen E-Mail-Blackout erleiden, dann die französische Regierung aus Sorge um Spionage ihre Beamten anweist, auf den Gebrauch zu verzichten, und schließlich ein Marketingriese wie Apple nach halbjährigem Hype ein Konkurrenzprodukt auf den Markt wirft.

Wachstum

Aber Unternehmenszahlen und Management sprechen eine andere Sprache. Eben erst schloss RIM (Research in Motion), Hersteller des Blackberry-E-Mail-Handys, das jüngste Quartal mit 77-prozentigem Umsatzwachstum, und während es fünf Jahre dauerte, bis die erste Million an Blackberry-Usern beisammen war, kamen in diesen drei Monaten 1,2 Millionen dazu. Der US-Blackout wurde offenbar wie die gelegentliche Stromstörung ohne Konsequenzen für Blackberry hingenommen. In Frankreich gibt es wieder vorsichtige Entwarnung, weil RIM glaubhaft versicherte, dass zwar alle Mails unvermeidlicherweise über seine Server laufen - allerdings in unknackbarer Verschlüsselung, die auf den Endgeräten stattfindet, sodass es nicht möglich ist, den Verkehr auszuspionieren. Diese Sicherheit des E-Mail-Verkehrs würde auch ein Sicherheitszertifikat der Nato bezeugen.

Marketing

Und das iPhone? "Das Marketing von Apple wird den gesamten Markt für Smartphones beleben", gibt sich RIM-Zentral- und Osteuropadirektor Ulf Baltin überzeugt, "das hat das Thema Smartphone viel stärker in den Vordergrund gerückt". Bis 2010 wird diesem Segment, in dem Blackberry nach eigenen Angaben Marktführer sei, ein Wachstum von 300 Prozent vorausgesagt, da sei viel Spielraum für eigenen Erfolg. Und zwar ist Blackberry bisher vor allem im Unternehmensbereich und öffentlichen Dienst dominant, aber mit dem Blackberry Curve (im Bild) versucht man mit Multimedia-Features vermehrt Konsumenten anzusprechen.

Business

Seine größte Kundschaft hat Blackberry im Firmengeschäft, wo es sich durch seine "Push-Mail" (wird wie SMS automatisch auf das Handy geschickt) einen fixen Platz erworben hat. E-Mail werde aber zunehmend zur Selbstverständlichkeit, die Zukunft gehöre mobile Daten: Möglichkeiten für Außendienstmitarbeiter, Lagerbestände zu checken, Bestellungen beim Kunden automatisch abzuwickeln, Zeiterfassung oder Spesenabrechnung unterwegs und ohne PC zu erledigen. Und auf diesem Pfade, glaubt Baltin, ist der Abstand zur Konkurrenz groß. (Helmut Spudich / DER STANDARD Printausgabe, 04.07.2007)