Hamburg - Manche Koranschulen in Pakistan gelten als Brutstätte des Terrorismus. Viele führende afghanische Taliban-Kämpfer wurden dort ausgebildet. Auch nach den Selbstmordanschlägen in London vor knapp zwei Jahren führte eine Spur in das Land mit überwiegend muslimischer Bevölkerung. Mindestens einer der vier Selbstmordattentäter soll eine so genannte Medresse besucht haben.

Über die Zahl pakistanischer Koranschulen gibt es keine genauen Angaben. Schätzungen reichen von 10.000 bis 30.000. Mindestens 1,5 Millionen junge Leute sollen in Medressen ausgebildet werden. Obwohl die Regierung seit den Terroranschlägen in den USA vom 11. September 2001 mehrfach eine bessere Kontrolle der Schulen versprach, hat sich bisher wenig getan.

Koranschulen übten in vielen Städten einen großen Einfluss aus, stellte die unabhängige International Crisis Group jüngst fest. Zwar predigten nicht alle Medresen den Heiligen Krieg, heißt es in einem Bericht zur Lage in der südpakistanischen Hafenstadt Karachi. Religiöse Rechtfertigungen für Terror seien aber überall zu hören.

Das Bildungssystem in Pakistan gilt als schlecht. Die Schulausbildung zählt nach einer Studie des US-Kongresses zu den am wenigsten effektivsten der Welt. Kostenlose Religionsschulen sollten ursprünglich dazu beitragen, auch Kindern aus mittellosen Familien eine islamische Bildung zu ermöglichen. Mittlerweile wird in einigen Koranschulen offen Hass gegen Christen und westliche Werte gepredigt. Manche Einrichtungen sollen enge Kontakte zu verbotenen extremistischen Gruppen unterhalten. Dennoch verweisen Analytiker darauf, dass die meisten Koranschulen moderate Weltanschauungen lehren.

Während Koranschulen früher nur für Buben und junge Männer zugänglich waren, gibt es seit einiger Zeit eigene Einrichtungen für Mädchen. Damit reagieren die Medressen auf Kritik, sie seien nicht zeitgemäß und würden Frauen benachteiligen. (APA/dpa)