London - Ein neu entwickelter Rollstuhl lässt sich allein mit der Zunge steuern - und zwar bei geschlossenem Mund: Ein Minimikrofon im Ohr registriert die Zungenbewegungen im Mund, eine Spezialelektronik setzt diese in Steuerbefehle um, wie das britische Wissenschaftsmagazin "New Scientist" (Nr. 2611, S. 23) berichtet. Schon zum Jahresende will die US-Firma Think-a-Move die Entwicklung der Universität Southampton (Großbritannien) und der Illinois-Universität Carbondale (USA) auf den Markt bringen.Querschnittgelähmte steuern ihren Rollstuhl oder auch den Computercursor zumeist durch Blasen oder Saugen mit einem Strohhalm. Das kann störend und bisweilen auch unhygienisch sein und zu Reizungen im Mundbereich führen, wie der britische Ingenieur Ravi Vaidyanathan der Zeitschrift "New Scientist" erläuterte. Zusammen mit seinem US-Kollegen Lalit Gupta entwickelte er daher die Zungensteuerung bei geschlossenem Mund. Das Mikrofon im Ohr registriert dabei Luftdruckunterschiede, die von den Zungenbewegungen herrühren und über die so genannte Eustachische Röhre vom Rachen ins Ohr übertragen werden. "Wir waren in der Lage, die Bewegungen der Zunge zu 97 Prozent zu bestimmen", so Vaidyanathan. Das System von Think-A-Move muss beim Erstgebrauch konfiguriert und der Umgang vom Nutzer erlernt werden. Die Technik könne auch für Feuerwehrleute oder Soldaten interessant sein, die freihändig Geräte steuern müssen, schreibt das Blatt. Bis dahin sei jedoch noch einiges an Forschungsarbeit zu leisten, räumte der Forscher ein. Ist der Nutzer in Bewegung, so sind die Druckveränderungen anders, beim Laufen kommen Geräusche hinzu, die vom Skelett des Menschen herrühren. (APA/dpa/pte/red)