Pacman 2007: TV-Konzern ProSiebenSat.1 soll sich Puls einverleiben, dessen Logo gut ins Videospiel passt.

Illustration: Fatih Aydogdu
ATV sucht noch neue Eigentümer, Puls hat sie gefunden: Der deutsche TV-Riese ProSiebenSat.1 will den Stadtsender zur Gänze übernehmen. Eine Basis für einen landesweiten Kanal – gegen den stark schwächelnden ORF.

Puls produziert für die österreichische Vermarktungsgesellschaft von ProSiebenSat.1 längst Sendungen von "Café Puls" bis zu den "Top News". TV-Vermarkterin Sevenone Media wiederum verkauft längst überregionale Werbezeiten für den bisherigen Wiener Stadtkanal. Die ProSiebenSat.1 Media AG stellt Puls TV Platz auf einem ihrer Satellitentransponder „zur Verfügung“, heißt es im noch ziemlich frischen Zulassungsbescheid. Und ProSiebenSat.1 überlegt einen eigenes Österreich-Programm über digitales Antennen-TV.

Basis für Österreich-Programm

Dafür schafft die Übernahme von Puls TV eine Basis, die ProSiebenSat.1 nach Infos des STANDARD Donnerstag offiziell bekannt geben will. Der Münchner Konzern strebt 100 Prozent an, die Übernahme braucht noch kartellbehördlichen Segen. Mittwochabend bestätigte Sevenone-Chef Breitenecker dem STANDARD den Deal auf Anfrage, von der die Zeitung bereits in der Abendausgabe berichtet hatte.

Derzeit gehört Puls zu 53,34 Prozent der VSV GmbH, an der die Stiftung Almaviva des Wiener Anwalts Markus Boesch 100 Prozent hält. Vermutungen, hinter Boesch stehe Markus Breitenecker, dementierte Breitenecker stets. Er ist Geschäftsführer der ProSieben-Vermarkterin Sevenone Media in Österreich. 31,11 Prozent hält der frühere Infoscreen-Manager Andreas Barth; 15,54 Prozent Puls-Geschäftsführer Martin Blank. Geld brachte schon vor drei Jahren eine stille Beteiligung der früheren Puls-Marketingchefin und Schöps-Erbin Sandra Grünberger.

ProSiebenSat.1 hat gerade eine deutlich größere Übernahme hinter sich. Seine neuen Eigentümer, die Finanzinvestoren Permira und KKR, ließen ProSiebenSat.1 ihre TV-Holding SBS kaufen. Ziel: größte europäische Fernsehgruppe. Das ist derzeit RTL.

RTL Group und ProSiebenSat.1 zählen auch zu den potenziellen Käufern von ATV. Die Investmentbank Rothschild bastelt derzeit am Verkauf der 43 Prozent der Bawag. Ob Haupteigentümer Herbert Kloiber seine 53 Prozent am Sender gleich mit verkauft, lässt er bisher offen.

Ambitionen auf ATV damit unwahrscheinlich

Die Übernahme von Puls TV mit österreichweiten Ambitionen über Satellit sowie Antennen-TV macht Interesse des Münchner Medienriesen an ATV eher unwahrscheinlich.

ProSiebenSat.1 könnte mit Puls – wie etwa auch RTL bei ATV – versuchen, die Schwäche des ORF seit seiner Programmreform zu nutzen.

ORF will mehr werben

Die Anstalt verhandelt derzeit mit dem Zeitungsverband über neue Rahmenbedingungen. Sie fordert acht Minuten mehr TV-Werbezeit, die Verleger lehnen das bisher ab und wollen ORF On werbefrei. (Renate Graber, Harald Fidler/DER STANDARD; Printausgabe, 5.7.2007)