Genau das ist im kürzlich erschienenen Buch "Portugal und seine Weine" nachzulesen. Den mäßig mitreißenden Titel möge man nachsehen, dafür ist der Inhalt zwischen den Buchdeckeln fundiert und lesenswert. Das macht das Werk zu einem tauglichen Reiseführer durch die geschichtsträchtige und heute sehr entwicklungsfreudige Weinwirtschaft des Landes. Die beiden Autoren Wolfgang Hubert und David Schwarzwälder berichten, ausgehend von Geografie und Klima sowie den wirtschaftlichen und sozialen Gegebenheiten der einzelnen Regionen, was die Weine dieses Landes so spannend, eigenständig und probierenswert macht: nämlich dass man auch in Zeiten des Cabernet-Merlot-Booms stets autochthone Rebsorten hochhielt, was sich jetzt bezahlt macht, da Regionale im Sinne des Terroir- und Herkunftsgedankes hohen Stellenwert genießt.
Ausführlich aufgedröselt wird unter anderem, weshalb die Winzer am Douro die treibenden Kräfte hinter dem Rotweinwunder sind und wie das Alentejo, Portugals prächtige und einst verschlafene Kornkammer hinter Lissabon, deren Bild heute von Wein und Olivenbäumen dominiert wird, zum Exportweltmeister wurde. Auch problematischen Aspekten wie jenen der Massenweinerzeugung weicht das Autorenduo nicht aus. Eine Ausnahme bildet das leider dunkel geratene Kapitel über die Korkeichen, das sich aufgrund der Entwicklungen der letzten Jahre mehr verdient hätte, als bloß der Korkindustrie das Wort zu reden.