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Volksfest-Stimmung in Sotschi.

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Das neuerliche Scheitern Salzburgs und seiner Bewerbung um die Olympischen Winterspiele sowie der Zuschlag für Sotschi 2014 hat für Entäuschung in Österreichs Sport und Politik gesorgt. "Salzburg wäre für inspirierte Spiele ohne Gigantomanie und für eine Symbiose des Sports mit Natur und Kultur gestanden", hieß es beim ÖSV. Kanzler Gusenbauer sprach von einer strategischen Entscheidung.

Gusenbauer lobte nach der Niederlage nochmals die Bewerbung Salzburgs als tolle Werbung für Österreich. Bei der Entscheidung hätten sich aber nicht die olympischen Werte durchgesetzt. "Salzburg hätte mehr als jeder andere Veranstaltungsort die Olympische Idee verkörpert, denn in Österreich ist Wintersport ein Teil der österreichischen Seele und der österreichischen Kultur", so Gusenbauer. "Es war eine strategische Entscheidung", war der Kanzler überzeugt.

Ähnlich sahen dies auch ÖOC-Präsident Wallner und Salzburgs Landeshauptfrau Burgstaller, die von einer Richtungsentscheidung sprachen. "Das IOC will lieber etwas Neues", so Wallner. Burgstaller meinte: "Die Diskussion über Geld und Macht im IOC kam zu spät. Die Enttäuschung ist sehr groß." Salzburgs Bürgermeister Schaden erklärte, "vermutlich wird die Chance für kleine Länder, bei Olympia mitzuwirken, verschwindend gering." Harte Worte fand ÖOC- Generalsekretär Jungwirth: "Offensichtlich waren wieder Leute im Spiel, die vom Wintersport keine Ahnung haben. Das war sicherlich eine Bewerbung des Geldes."

Auch Salzburgs Olympia-Botschafter Felix Gottwald machte aus seiner Enttäuschung kein Hehl: "Spiele wie Lillehammer 1994 sind in weite Ferne gerückt. Wir werden uns künftig nun wohl Retortenspielen hingeben müssen." Franz Klammer, "Chairman" der Salzburger Bewerbung, sagte nüchtern: "Das IOC hat sich entschieden, neue Märkte zu erschließen. Alles, was Tradition und Werte hat, hatte keine Bedeutung."

IOC-Präsident Rogge meinte: "Sotschi hat ein starkes und visionäres Projekt präsentiert. Ich habe deshalb volles Vertrauen, dass Sotschi exzellente Winterspiele im Jahr 2014 veranstalten wird." Der Präsident der Bewerbung von Sotschi, Dmitrij Tschernischenko sagte: "Das ist einer der wichtigsten Tage in der russischen Geschichte." Jeon Yong-kwan, Entwicklungsdirektor der Bewerbung von Pyeongchang, war hingegen fassungslos: "Es ist fast so, als hätte man uns ein Messer in den Rücken gerammt. Ich glaube nicht, dass Sotschi in der Lage ist, alle Sportstätten fristgerecht zu errichten."

Sieg für Sotschi und Putin

Der russische Schwarzmeer-Kurort Sotschi verdankt seinen Triumph im Kampf um die Austragung der Olympischen Winterspiele 2014 vor allem dem persönlichen Einsatz von Präsident Wladimir Putin. Darin sind sich die russischen Medien einig, wie erste Pressereaktionen zeigen. "Sieg für Sotschi und Putin", titelte etwa die Internet-Zeitung newsru.com.

Nicht nur seine Rede vor den IOC-Mitgliedern in Guatemala, die er - für ihn ungewöhnlich - auf Englisch, Französisch und Spanisch hielt, sei entscheidend gewesen, sondern auch die zuvor anberaumten Einzelgespräche mit IOC-Mitgliedern.

"Begeistert und glücklich" seien die IOC-Mitglieder nach der Unterredung mit dem russischen Präsidenten gewesen, schrieb Nesawissimaja Gaseta. "Die russische Bevölkerung, welche die Olympiakandidatur mit fast 80 Prozent unterstütze, verdankt den Sieg ihrem Präsidenten", konstatierte auch die russische Internet-Zeitung gazeta.ru und fügte hinzu: "Bei aller Politkorrektheit, Putin ist in der Welt bekannter und respektierter als Alfred Gusenbauer und Roo Moo-hyun." Putins entscheidendes Argument für Sotschi sei dabei vor allem die Garantie "echten Schnees" gewesen, so gazeta.ru.

Im Interview mit dem "Ersten Kanal" verglich ein Duma-Abgeordneter Wladimir Putin gar mit Peter dem Großen. Dieser habe am finnischen Meerbusen bloß Sümpfe vorgefunden und dann die prächtige Stadt St. Petersburg gebaut. Eine ähnliche Situation biete sich Putin in Sotschi. Tatsächlich besteht am Fuße des Kaukasus heute keinerlei Infrastruktur für Olympische Winterspiele. Doch mit Hilfe von zwölf Milliarden Dollar sollen alle Anlagen bis 2014 erstellt werden.

Für die stolze russische Nation, die in der jüngste Vergangenheit viel Leid ertragen musste, ist die Wahl Sotschis nach vielen Niederlagen ein lang ersehnter Sieg auf der internationalen Bühne und ein Zeichen, dass es mit Russland wieder aufwärts geht. "Die Wahl Sotschis als Austragungsort der Olympischen Winterspiele 2014 ist eine weitere überzeugende Bestätigung der russischen Autorität in der internationalen Arena", erklärte der russische Diplomat Michail Kamynin gegenüber newsru.com.

Tränen in Pyeongchang

Pyeongchangs Olympia-Traum hat sich wieder nicht erfüllt. An Stelle der geplanten Feier gab es für die Einwohner der südkoreanischen Stadt tränenreiche Enttäuschung, nachdem das Internationale Olympische Comite (IOC) die russische Schwarzmeer-Stadt Sotschi als Gastgeber der Winterspiele 2014 gewählt hatte. Schon 2003 hatte Pyeongchang im entscheidenden Wahlgang um die Winterspiele 2010 gegen die kanadische Metropole Vancouver knapp verloren.

In den frühen Morgenstunden hatten sich vor dem Rathaus rund 2.000 Menschen versammelt, um die IOC-Entscheidung live auf einer Großleinwand zu verfolgen. Doch die Festlichkeiten wurden angesichts der bitteren Nachricht abrupt von fassungsloser Stille abgelöst. "Die Niederlage ist schlimmer als vor vier Jahren, denn dieses Mal glaubten wir wirklich, gewinnen zu können", sagte Restaurantbesitzer Son Chang-min.

Hunderte von Kindern ließen die Köpfe sinken, viele Leute waren sprachlos und es flossen Tränen. "Ich kann es immer noch nicht glauben", sagte einer der Anwesenden. "Ich wünschte, das alles sei nur ein Scherz." Einige Menschen ließen ihre Fahnen mit dem Aufdruck "Pyeongchang 2014" auf den Boden fallen. Wenig später begannen Arbeiter damit, die Jubel-Banner abzunehmen.

"Lassen wir uns durch die heutige Niederlage nicht frustrieren", rief Bürgermeister Kwon Hyuk-Seung den Bürgern Pyeongchangs zu. "Wir werden unseren angriffslustigen Geist bewahren. Trotz der Niederlage haben wir der Welt die Schönheit unserer Stadt gezeigt." Südkoreaner aus dem ganzen Land schickten Nachrichten des Mitgefühls an die Einwohner Pyeongchangs. Ein Internetnutzer versuchte optimistisch zu bleiben: "Wir haben immer noch eine dritte Chance, die Winterspiele zu bekommen: Bei der Bewerbung um Olympia 2018."

Die Enttäuschung war umso größer, weil Pyeongchang mit einem organisatorischen Kraftakt die IOC-Prüfungskommission beeindruckt hatte. 54 Sponsoren, eine starke Infrastruktur und die volle Unterstützung der Bevölkerung hatten dazu beigetragen. Mehrere Medien konstatierten, die Bewerbung Pyeongchangs sei durch die Vergabe der Leichtathletik-WM 2011 (an Daegu) sowie der Asien-Spiele 2014 (Incheon) "vergiftet" worden. Damit bleiben Sapporo (1972) und Nagano (1998) die vorerst einzigen asiatischen Schauplätze von Winterspielen. (APA)