Darf man sich über die weit verbreitete Verwunderung, dass Sotschi den Zuschlag für die Winterspiele 2014 erhalten hat, wundern? Man darf. Entscheidungen dieser ökonomischen Dimension werden auch nach ökonomischen Gesichtspunkten getroffen. Sotschi ist eines der größten Entwicklungsprojekte in der Geschichte Russlands. Dabei werden übrigens auch einige österreichische Firmen ganz gut verdienen. Bei der Entscheidung für Sotschi stand die Hoffnung auf neue Märkte im Vordergrund. Und diese Märkte liegen derzeit eben im Osten Europas.

Die Österreicher – voran Salzburgs Bürgermeister Heinz Schaden – hätten das früher erkennen müssen, werden einige im Nachhinein sagen. Mag schon sein. Die Häme, die verschiedentlich über Schaden nach der Pleite von Guatemala ausgeschüttet werden wird, hat er sich persönlich aber nicht verdient. Schaden hat sich für sein Projekt eingesetzt und – als einer der wenigen – ehrlich gerackert.

Politisch darf man Schaden freilich kritisieren: Er hat die neuerliche Bewerbung gegen den Willen der Mehrheit der Stadt-Salzburger durchgezogen. Und: Er hat aufs falsche Pferd gesetzt. Salzburg ist eine Kulturstadt von Weltrang, eingebettet in eine grandiose Berg- und Seenlandschaft. Salzburg ist einfach nicht der Ort für kreischende Events.

Wie wenig Salzburgs Politik sich des eigentlichen Kapitals ihrer Stadt bewusst ist, zeigt die Olympiabewerbung. Für diese ließ man fast schon arrogant das Projekt Europäische Kulturhauptstadt 2009 ziehen. Vom strategischen Fehler Anfang der 90er-Jahre ganz zu schweigen: Damals hatte man sogar das Angebot ausgeschlagen, ein Guggenheim Museum in Form eines „Museums im Berg“ nach Salzburg zu bekommen. (Thomas Neuhold, DER STANDARD, Printausgabe, Freitag, 6. Juli 2007)