Das forderte der Staatsanwalt im Prozess gegen den 59-jährigen Elsässer, der angeklagt ist, zwei Mädchen und eine Frau auf grausamste Weise vergewaltigt und ermordet zu haben.

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Straßburg - Im Prozess um den mutmaßlichen Serien-Sexualmörder Pierre Bodein hat die Staatsanwaltschaft am Mittwochabend vor einem Gericht in Straßburg die Höchststrafe "lebenslänglich", verknüpft mit 30-jähriger Sicherheitsverwahrung, gefordert. "Auf diese Weise haben wir die Gewissheit, dass Bodein mindestens 30 Jahre in Haft bleibt", begründete Staatsanwalt Olivier Bailly nach achtstündigem Plädoyer die Forderung nach Höchststrafe.

Der 59 Jahre alte Elsässer, der "Pierrot le fou" (Pierrot, der Verrückte) genannt wird, ist angeklagt, im Frühjahr 2004 zwei Mädchen im Alter von zehn und 14 Jahren sowie eine 38 Jahre alte Frau missbraucht, bestialisch misshandelt und dann ermordet zu haben.

Einem Gerichtsmediziner zufolge hatte der mehrfach vorbestrafte Gewalttäter seine Opfer vergewaltigt, ihnen bei lebendigem Leib die Genitalien aus dem Leib geschnitten und sie anschließend in Bächen ertränkt. Die verstümmelten Leichen wurden im Frühsommer 2004 nahe Straßburg gefunden.

"Er hat nie die Taten gestanden, aber die Beweise sprechen eindeutig gegen ihn", sagte der Staatsanwalt. Im Fall der 16 Mitangeklagten sei die Sachlage umgekehrt. "Es liegen kaum materielle Beweise vor, aber ihre Geständnisse zeugen von einer genauen Kenntnis der Tatumstände".

Im Fall der Elfjährigen wird den Mittätern, Mitgliedern einer von der Sozialhilfe lebenden Korbmacherfamilie, die Beteiligung an der Entführung und Gruppenvergewaltigung des Mädchens vorgeworfen. Einer von ihnen soll für 30 Jahre hinter Gitter. In der Korbmacher-Sippe grassierten Alkoholismus und Inzest, und für den Staatsanwalt liegt das geistige Niveau der meisten Familienmitglieder "am Rande der Debilität".

Angst vor "Pierrot"

Ihren Schwestern und Ehefrauen, die Zeugen der sexuellen Quälereien in ihrem Haus waren, wird unterlassene Hilfeleistung vorgeworfen. "Sie standen unter dem Einfluss von "Pierrot", er war der Anführer und die Korbmacher hatten Angst vor ihm", sagte der Staatsanwalt.

Angehörige Bodeins und Gutachter belasteten den Angeklagten vor Gericht schwer. Zwei frühere Ehefrauen und mehrere Töchter beschrieben ihn als sexuell pervers und gewalttätig. Ein Gutachter bezeichnete ihn als ein "Raubtier" auf ständiger Suche nach Frauen und Mädchen. Andere Experten verwiesen auf seine Fähigkeit, sich verrückt zu stellen. Er habe im Laufe der Jahre mehr als 50 Gutachter manipuliert und geistige Unzurechnungsfähigkeit vorgetäuscht, sagte ein Psychiater. "Das ist schon starker Tobak".

Vor Gericht bezeichnete sich der mehrfach Vorbestrafte, der 35 Jahre seines Lebens in Gefängnissen und psychiatrischen Anstalten verbracht hat, als Opfer von Diskriminierung, Lügen und der Verschwörung von Polizisten. Die Familien der Opfer waren besonders empört darüber, dass der Mann wenige Monate vor den Morden vorzeitig aus der Haft entlassen worden war. Sie forderten deshalb schärfere Strafen für Sexualtäter. Ein Urteil wird am Mittwoch kommender Woche erwartet. (dpa, DER STANDARD - Printausgabe, 6. Juli 2007)