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Als Microsoft im November 2006 die Zusammenarbeit mit Novell verkündete war die Welt für die Redmonder noch in Ordnung. Nun muss man sich mit möglichen unerwünschten Nebeneffekten der GPLv3 auseinandersetzen

Foto: Archiv
Seit einigen Wochen wird in der Open Source Community lebhaft über mögliche interessante Nebeneffekte des Novell-Microsoft-Abkommens spekuliert: Durch den Verkauf von SUSE-Zertifikaten würde Microsoft selber zum Linux-Distributor, wodurch auch die Lizenzbedingungen der Software zum Tragen kommen würden.

Ablaufdatum

Da die Zertifikate aber kein Ablaufdatum haben, würden wohl einige davon erst eingetauscht, wenn in SUSE bereits unter der GPLv3 stehende Programme enthalten wären. Dadurch würde Microsoft auch an die neue Version der freien Lizenz und vor allem deren Anti-Softwarepatent-Bestimmungen gebunden, so in etwa die Gedankenkette der VerfechterInnen freier Software.

Ausschluss

Eine Logik, der nun Microsoft in einem Statement eine klare Absage erteilt, allerdings nur auf theoretischer Ebene: Denn während man einerseits herausstreicht, dass diese Rechtsauffassung jeglicher Grundlage entbehre, kündigen die Redmonder nur wenige Zeilen später an, dass man die Bedingungen rund um die Support-Zertifikate sicherheitshalber doch lieber abändere. Künftig seien Updates auf GPLv3-Software explizit vom Support-Umfang ausgeschlossen, so Microsoft.

Konsequenzen

Dass der Softwarehersteller in diesem Bereich lieber Vorsicht walten lassen will, ist verständlich. Immerhin hätte eine - auch unbeabsichtigte - Anerkennung der GPLv3 weitreichende Konsequenzen: Die freie Lizenz schreibt vor, dass jemand, der ein bestimmtes Stück unter der GPLv3 stehender Software vertreibt, automatisch allen BenutzerInnen des entsprechenden Programms eine Lizenz für eventuell in diesem Bereich gehaltene Patente vergibt. Die immer wieder von Microsoft behaupteten - bislang aber unbelegten - Patentverstöße in Linux wären damit wohl endgültig vom Tisch.

Update 06.07 / 18:00

Mittlerweile hat Novell auf das neue Statement von Microsoft reagiert und seinerseits das eine oder andere klar gestellt, das bei den Redmondern nicht unbedingt zu Begeisterungsstürmen führen wird: So betont man etwa, dass man die GPLv3 voll unterstütze und auch plane Software, die unter der neuen Version der freien Lizenz steht, in künftigen Ausgaben von SUSE Linux Enterprise auszuliefern.

Uneingeschränkt

Unabhängig von der Position Microsofts werde Novell den SLES weiterhin mit uneingeschränkter Funktionalität ausliefern, was eben auch jene Komponenten beinhalte, die unter der GPLv3 stehen. Dies soll ausdrücklich auch für alle KundInnen gelten, die ihr Linux-Zertifikat über Microsoft einlösen, unabhängig von den Bestimmungen, die die Redmonder mit dem Zertifikat verbinden. (Andreas Proschofsky)