Wien - Sollte ein Stürmer Interesse haben, für Rapid zu kicken, dann möge er bitte samt Manager (oder auch ohne) in Hütteldorf vorbeischauen. Herkunft, Alter (unter 35) und Aussehen sind egal, gut (kopfballstark), seelisch gefestigt und billig müsste er sein. Rapid hat im Kader noch einen Platz frei. Dummerweise hat man von der Bundesliga strenge Auflagen erhalten, das heißt, man kann den Kandidaten sicher nicht mit Geld zuschütten. "Man darf kein Theater daraus machen und nicht jammern. Wir können nicht um die Welt fahren und shoppen gehen", sagte Sportdirektor Alfred Hörtnagl am Freitag. Anlass war die Eröffnungspressekonferenz, denn Rapid nimmt ja bereits heute, Samstag, den Betrieb wieder auf. Slovan Bratislava kommt ins Hanappi-Stadion (19:30), der Bewerb nennt sich UI-Cup und kann in den UEFA-Cup münden. Die Meisterschaft startet am Mittwoch mit der Heimpartie gegen Wacker Innsbruck.

Für die nächste Woche hat sich Blagoja Gesovski angekündigt. Er ist 26 Jahre alt und war Schützenkönig in Mazedonien. Trainer Peter Pacult wird ihn begutachten. "Die wirklich Genialen kommen sich eher nicht zu uns vorstellen, das ist ein kleines Handikap, aber warten wir ab." Pacult ist mit der "Qualität" des Kaders zufrieden, die "Quantität" lasse allerdings zu wünschen übrig. Ein Posten wurde eingespart, Rapid besteht nun aus 19 Feldspielern (inklusive des noch zu findenden Angreifers) und drei Torleuten. Da der Trainer "kein Hellseher" ist, hält er sich mit Ankündigen zurück. Seine Berufskollegen glauben, dass Rapid den Abstand zu Red Bull Salzburg verringern wird können. Da mehr als 23 Punkte Rückstand nahezu unmöglich sind, ist das kein allzu kühner Tipp. Pacult selbst legt sich auf keine Zahlen fest: "Die Mannschaft muss versuchen, Fußball zu spielen und Tempo zu machen. Im Frühjahr hat sie das gezeigt. Wer oft gewinnt, macht viele Punkte, mischt vorne mit, da braucht man nicht groß herumreden. Jeder muss das Optimum aus sich rausholen."

Schwere Beine

Nach einer Vorbereitung, bei der laut Kapitän Martin Hiden "alle mitgezogen haben" sind die Beine bekanntlich schwer, es gehe darum, diese Last rasch abzuwerfen. Pacult: "Ein guter Start ist wichtig. Aber es dauert, bis die Neuen integriert sind und der gewohnte Rhythmus da ist." Rapid verpflichtete Mario Tokic (derzeit verletzt), Jürgen Patocka, Georg Harding und den Finnen Markus Heikkinen. Erwin Hoffer und Veli Kavlak sind für Österreich bei der U-20-WM in Kanada tätig, sie fehlten in den Trainingslagern. Und sie fehlen immer noch. "Natürlich ist das nicht ideal, aber vielleicht kommen sie mit breiter Brust zurück."

Rapid dürfte weiter boomen, obwohl der Vorverkauf gegen Slovan schleppend lief. In der Liga steuert man auf einen neuen Rekord zu, bisher wurden 7600 Abos abgesetzt. Es könnten 10.000 werden. Die UI-Cup-Partie gilt als Risiko-Match, 400 Polizisten sind im Einsatz, normalerweise sind es 300. Slovan-Trainer Boris Kitka, der für Ried kickte, glaubt an keine Schlägereien und andere Widerwärtigkeiten. "Man soll nicht über Dinge reden, die nicht passiert sind. Freuen wir uns auf ein Nachbarschaftsderby." Pacult unterstrich die Bedeutung des UI-Cups, wobei die Liga "ein Stückchen drübersteht. Aber Fußballer müssen gewinnen, was es zu gewinnen gibt und was sich anbietet."

Neue Impulse

Hörtnagl sieht die "strategischen Planungen" abgeschlossen. "Ein Stürmer fehlt halt." Er sei froh, dass die Bundesliga im ORF gezeigt werde, "Otto Normalverbraucher hat den freien Zugang." Der LASK und Austria Kärnten könnten "Impulse setzen". Pacult ist, soviel Hellseherei lässt er zu, überzeugt, dass "es spannender wird". Auf die EURO könne er nur bedingt Rücksicht nehmen. "Aber es kann ein Ruck durch alle Mannschaften gehen. Obwohl uns klar ist, dass wir nicht Europameister werden." (Christian Hackl, DER STANDARD Printausgabe 07.07.2007)