Am 5. April startete Kurt Falk, zuvor langjähriger Miteigentümer und Gschäftsführer der "Kronen Zeitung", sein Zeitungsprojekt "täglich alles". Als erste Tageszeitung des Landes im Vierfarb-Tiefdruck erlebte das Blatt in seiner wechselvollen Geschichte eine Reihe von Chefredakteuren, Hochs und Tiefs in den Auflagenzahlen, skandalträchtige Aufmacher und schließlich ein Tauziehen um die Zukunft der Zeitung. Zum Schnäppchenpreis von (damals) drei Schilling und mit dem Schlagzeilen-Debüt "So giftig sind unsere Stadt-Spielplätze" erschien an einem Sonntag die erste Ausgabe von "täglich alles". Das Motto am Titelblatt: "Kritisch gegenüber den Mächtigen, hilfreich den Schwachen, stets wahrheitsgetreu." In den folgenden Jahren erlebte "täglich alles" ein Kommen und Gehen in der Chefetage. Für besonderes Aufsehen sorgte unter anderem der frühere "Bild"-Chefredakteur Hans-Hermann Tiedje, der Anfang 1996 als "Berater" Falks unter anderem für die heftig kritisierte Schlagzeile "Klestil, wann gibst du die Löffler ab?" verantwortlich zeichnete. Sein Nachfolger Peter Bartels, ebenfalls Ex-"Bild"-Chef, warf nach nur acht Monaten das Handtuch, ein arbeitsrechtliches Verfahren war die Folge. 1997 kehrte Michael Kröll, einer der Gründungschefredakteure, zurück und ist heute noch im Amt. Co-Chefredakteurin Renate Zikmund wechselte im August 1999 in den Europarat, Krölls Kollege Achim Schneyder nahm im April seinen Abschied. Publizistische Aufreger lieferte "täglich alles" vornehmlich aus dem Bereich des Zwischenmenschlichen, in Berichten über "Pantscherln", Affären und Skandale. Eine weitere Klestil-Schlagzeile versetzte dem Blatt eine Niederlage: Als im Zusammenhang mit der Krankheit des Bundespräsidenten sensationsheischende Spekulationen über eine angebliche Aids-Infektion des Staatsoberhauptes den Titel zierten, musste Falk in einem außergerichtlichen Vergleich eine Million Schilling für wohltätige Zwecke spenden. "täglich alles" konnte immer wieder prominente Kolumnisten gewinnen: Christine Nöstlinger, Eva Deissen und Gerd Leitgeb schrieben oder schreiben regelmäßig für die Zeitung. In der Gunst der Leser schlug sich Falks publizistische Strategie unterschiedlich nieder. Lag "täglich alles" laut Media-Analyse (MA) 1993 bei einer Reichweite von 16,9 Prozent auf Platz zwei der österreichischen Tageszeitungen, mussten in der zweiten Hälfte der 90er Jahre kontinuierliche Einbußen verzeichnet werden. 1999 wies die MA eine Reichweite von 9,2 Prozent aus, was dem fünften Platz entspricht. Im März dieses Jahres hatte Kurt Falk erstmals laut über einen Rückzug von "täglich Alles" und den Verkauf seiner modernen Druckerei in Wien-Floridsdorf nachgedacht. Die Titelrechte an "täglich Alles" sollte den Mitarbeitern überlassen werden, Chefredakteur Achim Schneyder machte sich auf die Suche nach finanzkräftigen Partnern. Nach Differenzen mit Falk nahm Schneyder aber Ende März seinen Abschied. Interesse an "täglich Alles" hatte unter anderem die Styria Medien AG ("Kleine Zeitung", "Die Presse") bekundet. Medienberichten zufolge soll Schneyder auch mit der Mediaprint verhandelt haben, was bei Falk auf wenig Gegenliebe stieß. Die "Ganze Woche", das zweite Flaggschiff von Falks Familiapress, wollte der Medienzar behalten. Sie wird bereits seit längerer Zeit in Bayern gedruckt. In Wien sei "das Druckereipersonal ständig unzufrieden, die Personalvertretung aufsässig, die Druckqualität lässt zu wünschen übrig, und die Kosten sind höher als nötig", hatte Falk im April des Jahres erklärt, als rund 40 Mitarbeitern gekündigt wurden. Seit dem Bestehen der Druckerei war es immer wieder zu Konflikten mit der Belegschaft gekommen. Die Familiapress-Druckerei kombiniert Tiefdruck mit sogenannten Flexo-Eindruckwerken für rasche Mutationen. Interesse an dem modernen Druckzentrum wurde zuletzt "Krone"-Chef Hans Dichand nachgesagt. Die Mediaprint könnte so Druckkapazitäten gewinnen und Dichands Gratiszeitungspläne umsetzen. (APA)