Tel Aviv - Die israelische Regierung hat am Sonntag grundsätzlich die Freilassung 250 palästinensischer Häftlinge gebilligt. Der israelische Rundfunk meldete, das Kabinett habe dem Schritt zugestimmt, den Ministerpräsident Ehud Olmert vor knapp zwei Wochen Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas zugesagt hatte. Die genaue Zusammensetzung der Häftlingsliste stehe allerdings noch nicht fest.

Die Palästinenser-Führung hat den Beschluss der israelischen Regierung, 250 in Israel inhaftierte Palästinenser freizulassen, begrüßt. Der Informationsminister der palästinensischen Notstandsregierung, Riad Maliki, sagte am Sonntagabend in Ramallah, "ungeachtet der Tatsache, dass wir bei der Ausarbeitung der Liste der frei zu lassenden Gefangenen keine Rolle spielen, glauben wir, dass jeder aus einem israelischen Gefängnis befreiter Gefangener ein Erfolg ist". Jedoch seien 250 zu entlassende Gefangene angesichts von mehr als 10.000 Palästinensern in israelischen Gefängnissen "nicht genug".

Ein Sprecher der radikal-islamischen Hamas wies die Entscheidung des israelischen Kabinetts als Versuch zurück, die Palästinenser zu "spalten", da nur Anhänger "bestimmter Gruppen" freigelassen werden sollten.

Olmert hatte die Freilassung der 250 palästinensischen Gefangenen bei einem Gipfel im ägyptischen Sharm el Sheikh am 25. Juni angekündigt. Israel will damit Abbas und seine Fatah unterstützen, die von der radikal-islamischen Hamas im Gazastreifen besiegt worden ist. Die Billigung durch das Kabinett galt als Formalakt.

Wieder Raketen aus dem Gazastreifen

Unterdessen haben palästinensische Extremisten am Sonntag aus dem Gazastreifen wieder mehrere Raketen auf Israel abgeschossen. Wie die israelischen Streitkräfte mitteilten, landeten insgesamt sieben Geschosse im Süden des Landes. Eine Rakete sei auf dem Gelände einer Schule nahe der Stadt Sderot eingeschlagen. Verletzt wurde ersten Erkenntnissen zufolge niemand. Die militante Organisation Islamischer Jihad erklärte, sie habe fünf Raketen abgefeuert.

Befreiter BBC-Reporter kehrt nach Großbritannien zurück

Nach fast vier Wochen Geiselhaft im Gazastreifen ist der britische Fernsehjournalist Alan Johnston am Samstag zu seiner Familie nach Großbritannien zurückgekehrt. Nach Hause zu kommen habe sich noch nie so gut angefühlt, sagte der 45-Jährige nach seiner Ankunft. Seine Gefangenschaft beschrieb er als "die psychologische Schlacht meines Lebens".

Es sei vor allem schwer gewesen zu wissen, welche Belastung seine Entführung für seine Familie bedeutet habe, sagte Johnton weiter: "Ich hatte das Gefühl, dass ich die schlimmsten Sorgen der Welt in ihr eigentlich friedliches Leben gebracht habe." Er wolle sich noch eine Zeitlang erholen, freue sich aber schon wieder auf seine Arbeit.

Der BBC-Reporter war im März von einer mit dem Al-Kaida-Terrornetzwerk liierten Gruppe namens Armee des Islams verschleppt worden und am Mittwoch freigekommen. Es war die bisher längste Entführung eines ausländischen Journalisten im Gazastreifen. Johnston berichtete für die BBC drei Jahre lang aus der Region. (APA)