Internationale Vorbilder, wie das Baugeschehen nach ökonomischen und ökologischen Kriterien vorausschauend ablaufen kann, gibt es genug. So leistet man sich etwa in Großbritannien die Organisation Cabe, die die gesamte Regierung ressortübergreifend und projektbezogen berät. Schottland verfügt über eine "Architecture Policy Unit" und hat etwa den Schulbau zum nationalen Anliegen erklärt. In Frankreich gilt ein eigenes "Architekturgesetz" und in Deutschland formiert sich eben eine "Bundesstiftung Baukultur" mit durchaus anspruchsvollen Zielen.

Vorbild Finnland

Am ehrgeizigsten ist Finnland. 1998 verabschiedete das Parlament einen Sieben-Punkte-Beschluss, in dem die Mechanismen von Architektur, Baukultur und Wirtschaft glasklar dargelegt werden. Das Architekturprogramm formuliert die Richtlinien "zum Schutz unseres architektonischen Erbes und zum Erhalt und zur Wertsteigerung des vorhandenen Baubestandes". Es schreibt jedem Bürger das Grundrecht auf eine intakte Umwelt zu. Es ortet den Staat selbst als wichtigstes Vorbild für Nachhaltigkeit und optimiertes Bauen. Und es deklariert Architektur als zentrale und sinnlich wahrnehmbare Form von Kultur.

Weiters verankert es verpflichtend die fächerübergreifende Vermittlung von Baukultur im Ausbildungssystem und bekennt sich ausdrücklich zu Forschung und Experiment. Es geht so weit, "die Übereinstimmung der Qualifikation mit den Erfordernissen des jeweiligen Bauvorhabens" von "allen am Planungsprozess Beteiligten" zu fordern.

"Ganzheitliche Kontrolle"

Um dieses Programm zur Anwendung zu bringen, wurde ein System von "Regionalarchitekten" ins Leben gerufen, die den Gemeinden beratend zur Seite stehen. Denn: "Die ganzheitliche Kontrolle über den Planungs- und Bauprozess vom Entwurf bis zur Ausführung ist ein wesentlicher Teil im System der Verantwortlichkeiten, Kontinuität ist eine Vorbedingung für eventuelle Haftungsregelungen nach Beendigung des Bauvorhabens." Die finnische Regierung hält es für elementar, "dass diesen Gesichtspunkten bei der Weiterentwicklung des Bausektors besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird".

Bleibt abzuwarten, ob ein ähnliches Streben nach Verantwortlichkeit und Kontinuität in Österreich politisch machbar sein wird. (Ute Woltron, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9.7.2007)