Die Mitarbeiter des Kraftwerkes Wiesberg der Donau Chemie in Landeck staunten nicht schlecht, als sie nach einem Hochwasser-bedingten Stromstopp die Anlage wieder hochfahren wollten und kein Funke übersprang. Grund: Irgendwer hatte über Nacht die Kupferkabel von den Masten geschnitten. Und zwar nicht nur ein paar Längen, sondern gleich sechs Kilometer Kabel mit einem Gewicht von rund 13 Tonnen. Kein Einzelfall, berichtet die neue Ausgabe von Öffentliche Sicherheit, dem Magazin des Innenministeriums. Im Vorjahr wurden in Österreich 849 Fälle von Metalldiebstahl angezeigt, so viel wie nie zuvor.

Das weltweite kriminelle Geschäft mit "Heavy Metal" ist laut Polizei auf den Bauboom in China und den damit verbundenen Rohstoffbedarf zurückzuführen. Der Preis für viele Buntmetalle ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Kostete beispielsweise ein Kilogramm Altkupfer Anfang der 90er-Jahre 50 Cent, werden heute bis zu sieben Euro verlangt. An der Londoner Metallbörse war im Jänner 2003 eine Tonne Kupfer für rund 1500 Euro zu haben, heute ist dieselbe Menge fast 6000 Euro wert. Eine Tonne Aluminium ist im gleichen Zeitraum von 1280 Euro auf 2300 Euro geklettert.

Niet- und nagelfest

Bei den Tätern handelt es sich laut Bundeskriminalamt meist um Ost- oder Südosteuropäer. Häufig ist auch das notwendige Werkzeug, wie Gabelstapler oder Tieflader, gestohlen. Mitgenommen wird alles, selbst wenn die Beute niet- und nagelfest ist: Kanaldeckel, Eisenbahnschienen, Leitplanken, Zäune. Entlang der Raab-Ödenburg-Bahnstrecke beispielsweise zerlegten Seriendiebe Erdungen von Signalen und Masten, in Graz wurde ein Schrotthändler um neun Tonnen Altkupfer erleichtert, im niederösterreichischen Kottingbrunn verschwanden sechs Tonnen Nirosta-Stahl. Fast immer schlägt die Metaller-Diebschaft entlang von Hauptverkehrsrouten zu.

Im Bundeskriminalamt wurde eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die verstärkt mit ausländischen Dienststellen zusammenarbeitet. Einer der bisher größten Erfolge war Ende Mai die Ausforschung einer ungarischen Bande in Lannach in der Steiermark, die einen Schrotthändler gleich fünfmal heimgesucht hatte. (Michael Simoner/DER STANDARD-Printausgabe, 9.7.2007)