Die "Generation Praktikum" ist eine Generation von Job-Pragmatikern. Selbstverwirklichung? Ja, aber nur bei entsprechender Bezahlung. Karriere? Ja, aber nur, wenn dabei genug Zeit für Freizeit und Hobbys und insbesondere für Freunde und Familie bleibt. Konfrontiert mit einer Fülle von Job- und Ausbildungsmöglichkeiten, sehnen sich junge Menschen nach einem sicheren Arbeitsplatz und nach weniger Stress - also nach einer in Summe gelungenen Work-Life-Balance. Das lässt sich aus der Jugend-Wertestudie des Österreichischen Instituts für Jugendforschung (ÖIJ) ablesen, deren Ergebnisse dem Standard exklusiv vorliegen.

Zwei Drittel der für die Studie befragten 14- bis 24-Jährigen finden es "sehr wichtig", einen sicheren Arbeitsplatz zu finden und dabei ein geregeltes Einkommen zu haben. Eine "erfüllende und sinnvolle Arbeit" wünschen sich 73 Prozent. Im Beruf erfolgreich zu sein, ist für gut die Hälfte der befragten Jugendlichen "sehr wichtig".

Besonders deutlich wird die Veränderung, wenn man sich die Vergleichswerte der ersten Jugendstudie aus dem Jahr 1990 ansieht: 66 Prozent der Befragten wollten damals unbedingt einen Beruf, der den eigenen Fähigkeiten entspricht. Heute möchten das nur noch 54 Prozent. Ein "Beruf mit Verantwortung" war 1990 für 48 Prozent der Jugendlichen erstrebenswert, bei der aktuellen Studie gaben dies nur noch 34 Prozent an (siehe Grafik).

Mega-Herausforderung Die Jugendlichen bei der Job-Sinnsuche zu unterstützen ist eine "Mega-Herausforderung", findet Christian Friesl, Bereichsleiter für Gesellschaftspolitik der Industriellenvereinigung (IV). "Das ist eine gemeinsame Verantwortung von Politik und Wirtschaft. Jeder junge Mensch braucht individuelle Berufsbegleitung, um sich in der heutigen Arbeitswelt zurechtzufinden."

Aber auch die Eltern seien gefragt: "Sie müssen darauf achten, dass Jugendliche die richtige Ausbildung bekommen", gibt Friesl zu bedenken. Diese Ausbildung ist auch den Jugendlichen selbst ein Anliegen: "Um sich einen Status in der Gesellschaft zu erarbeiten, ist es aus ihrer Sicht wichtig, alle Ausbildungschancen zu nützen", resümieren die Autoren der Studie.

Besonders schwierig ist für viele Jugendliche das Such-Stadium, das immer länger dauert. "Kaum jemand findet nach seiner Ausbildung gleich einen fixen 40-Stunden-Job", beschreibt Maria Hofstätter, Abteilungsleiterin für Forschung des Arbeitsmarktservice, die derzeitige Situation. Das mag auch mit den Branchen zu tun haben, in die die jungen Menschen drängen: IT-Techniker, Webdesigner und Eventmanager stehen ganz oben auf der Jobwunschliste, weiß man beim Arbeitsmarktservice.

Konsum-Kompetenz

Auf der Lebenswunschliste ist ein Faktor weit weniger wichtiger, als man gemeinhin annehmen würde: Geld wird von jungen Menschen höchstens als Mittel betrachtet, um an ihrem gesellschaftlichen Umfeld teilnehmen zu können. "Geld braucht man in unserer Welt einfach. Aber es ist kein Wert an sich, Geld zu verdienen", erläutert Ingrid Kromer, wissenschaftliche Mitarbeiterin am ÖIJ.

Und das, obwohl Jugendliche "ständig mit materiellen Fragen konfrontiert sind, schließlich sind sie wichtiger Ansprechpartner für die Wirtschaft", meint IV-Experte Friesl dazu. Junge Menschen seien daher auch "absolute Experten der Konsumgesellschaft". (Andrea Heigl/DER STANDARD-Printausgabe, 9.7.2007)